Rat ist gegen das „RY“-Kennzeichen
38 Ratsmitglieder stimmten gegen eine Einführung, nur 27 dafür. Befürworter scheitern zum zweiten Mal in vier Jahren.
SPD, Grüne, Pipa-Gruppe und Teile der Linken hatten auf Abweichler aus den Reihen der CDU gehofft. Am Ende aber war es ihr eigenes Lager, das nicht annähernd alle Stimmen zusammen bekam. In der Diskussion im Rat positionierten sich neben Piraten und der Partei, die den Antrag gemeinsam eingebracht hatten, Sozialdemokraten und Grüne deutlich für „RY“. Diese vier Parteien haben im Rat 29 Vertreter. Dazu hatte die Linke ihren drei Mitgliedern frei gestellt, wie sie abstimmen. Am Ende gab es aber nur 27 Ja-Stimmen und damit sieben weniger, als für die Wiedereinführung nötig gewesen wäre. Damit scheiterte nun zum zweiten Mal binnen vier Jahren das Ansinnen der Befürworter, den Rheydtern 41 Jahre nach der kommunalen Gebietsreform ihr „RY“ zurückzugeben.
Felix Heinrichs, SPD-Fraktionsvorsitzender
Nach dem Verlauf der Debatte im Rat überraschte dieses Ergebnis indes höchstens noch in seiner Deutlichkeit. Keiner der RY-Unterstützer vermochte echte Begeisterung für den Vorstoß zu entfachen. Torben Schultz (Linke) versuchte es — allerdings viel zu bemüht — auf witzige Art und verteilte zum Ende seiner Erklärung Kronkorken an seine beiden Fraktionskollegen. Mit diesen sollten sie auswürfeln, ob sie für oder gegen das zusätzliche Kennzeichen seien. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Felix Heinrichs wirkte in seiner Argumentation eher pflichtschuldig als leidenschaftlich. Dabei hat die SPD vor zwei Jahren gar per Parteitagsbeschluss festgelegt, den Rheydtern ihr altes Kennzeichen wieder zu bescheren. Man müsse sich auf Traditionen besinnen, da sie zur Identifikation beitrügen, sagte Heinrichs. Das gelte für das Brauchtum genauso wie für das „RY-Kennzeichen“. Das Beispiel aus vielen Städten zeige, dass es eine große Nachfrage nach den historischen Nummernschildern gebe. „Wer sind wir, dass wir uns als Ratsvertreter den Wünschen unserer Bevölkerung entgegenstellen?“, fragte Heinrichs.
Karl Sasserath, Fraktionssprecher der Grünen, argumentierte ähnlich. Politik solle den Menschen das Leben angenehmer machen. Andernorts seien die wiedereingeführten Kennzeichen ein großer Erfolg. Kein Bürger wolle das eigenständige Rheydt zurück. „MG ist eine Erfolgsgeschichte. Daran ändert das RY gar nichts.“
Dieter Breymann, kulturpolitischer Sprecher der CDU, platzte ob dieser Diskussion der Kragen. Krampfhaft zu versuchen, eine historische oder philosophische Komponente in dem Thema zu entdecken, überhöhe die Frage. „Wir machen uns hier doch lächerlich. Diese Debatte ist nicht historisch, sie ist hysterisch.“ Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch erklärte die Position der Christdemokraten so: Mönchengladbach sei zum Beispiel im Vergleich zu Bochum die klarer positionierte Marke. Darum könne es nicht darum gehen, anderen Städten zu folgen. „Wir wollen auch Menschen von außen für unsere Stadt begeistern. Für uns ist klar: Das geht nicht, wenn wir uns kleiner machen, als wir sind.“ Die FDP-Fraktionsvorsitzende Nicole Finger betonte die Bedeutung eines Nummernschilds. Dies sei ein deutlich wirksameres Symbol für eine Stadt als beispielsweise ein Logo. Das sehe man auch daran, dass das neue Konzept zur wachsenden Stadt „mg +“ heiße. Kein Unternehmen käme über 40 Jahre nach einer Fusion auf die Idee, sich aus nostalgischen Gründen wieder wie eine der früheren Einzelfirmen zu nennen.
Zu Rheydt bekennen können sich Autofahrer auch weiterhin. Mit der Buchstaben-Kombination „MG-RY“ sind sich noch rund 9000 weitere Kennzeichen frei. Denn bislang fahren nur etwa 880 Autofahrer mit dem RY hinter dem MG über die Straßen.