Retterin der kauzigen Vögel
Dem Waldkauz geht es in Gladbach wieder gut. Auch dank Silvia Urbaniak. Sie pflegt in der einzigen Auffangstation für Greifvögel in der Stadt verletzte Tiere.
Mönchengladbach. Als Silvia Urbaniak den Waldkauz das erste Mal in ihren Händen hält, bietet er ein Bild des Jammers: Er ist flugunfähig, kann kaum seine Beine bewegen. Doch jetzt - vier Wochen später - flattert er geschickt und schnell durch die große Voliere. "Er ist fit und wieder wildbahnfähig", stellt seine Pflegerin fest. "In einigen Tagen lasse ich ihn dort wieder frei, wo er gefunden wurde."
Silvia Urbaniak betreibt Mönchengladbachs einzige Greifvogel-Auffangstation. Fünf Volieren stehen bereit, um kranke Greifvögel aufzunehmen. Im vergangenen Jahr hat die 28-jährige Gladbacherin 40dieser Vögel aufgenommen. Viele Mäusebussarde, Turmfalken und Waldkäuze waren darunter, manchmal auch Schleier-Eulen oder Steinkäuze.
Zu Urbaniak gelangen die flugunfähigen Greifvögel, die im Wald oder am Wegesrand von aufmerksamen Spaziergängern gefunden werden. Häufig sind die Federtiere mit Autos kollidiert oder gegen Fensterscheiben geflogen. Manchmal werden sie auch von Infektionen oder Parasiten geplagt, sogar Schussverletzungen und Vergiftungen kommen vor.
"Jeder zweite Vogel muss geröntgt werden, um die Art seiner Verletzung feststellen zu können", sagt Urbaniak, die hauptberuflich als Tierarzthelferin in einer auf Vögel spezialisierten Praxis arbeitet. "Flügelverbände sollte auch nur ein Tierarzt anlegen. Laien können viel falsch machen."
Sie plädiert dafür, jeden Greifvogel, der flugunfähig gefunden wird, zum Tierarzt oder zu ihr zu bringen, am besten in einem Karton. "Sollten die Tiere nur kurzfristig geschwächt sein, bringen wir sie schnell an den Fundort zurück", erklärt die Greifvogel-Expertin. "Oft aber brauchen die Tiere längere Zeit, um sich zu erholen." Das Ausheilen von Flügelfrakturen oder gar Gefiederdefekten kann sehr langwierig sein. Die ersten pflegeintensiven Tage verbringen die Greifvögel in Urbaniaks Wohnung, später kommen sie in die Volieren, in denen die Vögel ihre Ruhe haben.
Sind die Tiere wieder gesund, würden sie in ihrem angestammten Revier freigelassen. Wenn die Finder es wünschen, können sie dabei sein, wenn der gesund gepflegte Vogel davon fliegt. "Das ist ein sehr schöner Moment", beschreibt Silvia Urbaniak ihre Erlebnisse.
Greifvögel dürfen übrigens nicht einfach mit nach Hause genommen werden. Privatpersonen ist es ohne Genehmigung verboten, sie zu halten. Urbaniak hat für ihre Greifvogelstation die Erlaubnis der Unteren Landschaftsbehörde der Stadt und darf die geschützten Tiere aufnehmen. Die 28-Jährige widmet ihre "komplette Freizeit" den Greifvögeln. "Schon als Kind war ich fasziniert von diesen Tieren." Unterstützung bekommt sie von einigen ehrenamtlichen Helfern.
Wer einen flugunfähigen Greifvogel oder ein Jungtier findet, kann sich mit Silvia Urbaniak in Verbindung setzen: tagsüber unter Tel. MG 590 040, mobil unter 0162/6485785.