„Ein Schlag ins Gesicht der Seriösen“
Hartz-IV-Empfänger II: Das sagt Verdi zu den mutmaßlichen Vorfällen bei der Awo.
Mönchengladbach. Der WZ-Bericht "Ist Gladbacher Awo eine Abzockerin?" zieht Kreise. So sagt Frank-Robert Dücker, Verdi-Sekretär: "Die geschilderten Verdachtsmomente decken sich mit Wahrnehmungen, die wir von der Awo Gladbach haben." Hier sei es allerdings notwendig zu wissen, dass es in Gladbach unterschiedliche "Awo-Welten" gebe.
Die beiden Seniorenzentren der Awo gehörten zur Awo-Seniorendienste Niederrhein gGmbH in Essen. Diese seien tarifgebunden und verfügten über einen Betriebsrat. Hier sei die "Awo-Welt" weitestgehend noch in Ordnung, meint Dücker.
Die anderen Einrichtungen der Gladbacher Awo und zum Teil im Rhein-Kreis Neuss, das sind laut Verdi fünf Gesellschaften mit rund 300 Mitarbeitern mit jeweils der gleichen Geschäftsführung.
In diesen Betrieben gebe es weder einen Betriebsrat noch eine Tarifbindung. Dies sei offensichtlich von der Geschäftsführung so gewünscht. Immerhin ließen sich so rund 30 Prozent Personalkosten einsparen.
Die Arge stelle das "bemitleidenswerte Personal" zur Verfügung. Sei es als so genannte Ein-Euro-Jobber oder über befristete Maßnahmen, die aus Steuergeldern finanziert werden. Diese erhielten für eine Vollzeitbeschäftigung zum Beispiel als Hauswirtschaftshelferin 900 Euro pro Monat brutto, bei erhöhter Wochenarbeitszeit und gekürzten Urlaubsansprüchen im Vergleich zu einem Tarifbeschäftigten.
"Diese Zustände sind vor allem auch ein Schlag ins Gesicht der seriösen Unternehmen dieser Stadt, die sich des Problems der Arbeitsgelegenheiten ernsthaft widmen", sagt der Gewerkschafter.
Beispielhaft sei hier die Sozial-Holding als Tochterunternehmen der Stadt erwähnt, die unter den "schwarzen Schafen" der Branche zu leiden habe, sei es im Kerngeschäft der stationären Altenpflege oder bei der Betreuung und Vermittlung von "Arbeitsgelegenheiten".
Bei der Holding würden Menschen von Menschen gepflegt und betreut, die bei geordneten Arbeitsbedingungen eine tarifliche Vergütung erhielten. Hier würden Sozialarbeiter bei tariflicher Bezahlung beschäftigt, die sich professionell um die Heranführung von Arbeitslosen an den Arbeitsmarkt kümmern.
Leider hätten immer mehr Anbieter, die Awo Gladbach sei eine von vielen, das Heer der Arbeitslosen als "Markt" entdeckt. Marktanteile würden mit Dumpingpreisen erobert. Zu Lasten der Seriösen.