Rheydt soll kreativ und sexy werden

Der moderne Marktplatz und die 50er-Jahre-Fassaden. Ein lebendiges Einkaufskarree und das Verbot von Leuchtreklame. Abwechslungsreiche Außengastronomie und uniforme Korbstühle und hellbeige Sonnenschirme.

Das passt nicht, findet ein Zusammenschluss von Interessensvertretern, der Gewicht hat. Industrie- und Handelskammer (IHK), Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), Einzelhandelsverband, Rheydter Citymanagement und Haus & Grund haben in einem 14-seitigen Schreiben an die Stadt detailliert aufgelistet, warum ihnen drei neue geplante Satzungen Kummer bereiten.

Die Unterzeichner sehen Rheydt — nicht zuletzt wegen der Hochschule und in Abgrenzung zu Gladbach — künftig als jungen, kreativen Stadtteil. Diese Kreativität brauche Raum. Dass nun die an den modernen Marktplatz angrenzende Häuserzeile ausgerechnet in ihrer 50er-Jahre-Architektur festgeschrieben werden soll, finden IHK, Händler, Gastronomen und Grundstückseigentümer nicht nachvollziehbar.

„Aus unserer Sicht sollte gut abgewogen werden, ob diese besondere Anziehungskraft von Rheydt für die Manifestierung der 50er-Jahre-Optik aufgegeben werden sollte“, heißt es in dem Schreiben. Denkmalschützer halten die Nachkriegsbauten mit ihren klaren Strukturen und gleichförmigen Fronten in Stahl-Beton-Skelettbauweise für schützenswert.

Auch die Werbeanlagensatzung und die Gestaltungsrichtlinie sind den Unterzeichnern zu einengend. Die Arbeit privater Initiativen im Quartier werde erheblich erschwert.

Sie verweisen auf Bonn und Krefeld, wo die Festlegungen weniger starr seien und nennen Beispiele: Dass Gastronomen nur noch Korbstühle in heller Naturfarbe und Sonnenschirme in hellbeige nach draußen stellen dürfen, sei zu uniform und passe nicht zum Charakter Rheydts. Und dass jeder Stuhl Armlehnen haben müsse, benachteilige korpulente Menschen. Diese Vorgaben sind an die Satzung am Alten Markt angelehnt. Die Verhältnisse dort ließen sich jedoch nicht auf Rheydt übertragen. Weitere Kritikpunkte: Werbeträger mit bildwechselnden Motiven seien in der digitalisierten Welt Standard. Werbeaussagen auf Markisen müssten möglich bleiben.

Ihr Fazit: Die Rheydter Innenstadt durch Satzungen aufzuwerten, sei löblich. Die Regelungen dürften aber nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Sonst sei der Schaden größer als der Nutzen.