Ritter locken ins Schloss
Schloss Rheydt: Das Ritterfest präsentierte sich in diesem Jahr auf mehr Fläche. Besonders für Kinder wurde viel geboten.
Mönchengladbach. Noch größer und noch schöner, präsentierte sich in diesem Jahr das Ritterfest auf Schloss Rheydt. Die Wiese zwischen Ritterstraße und Schlossgraben hatte man hinzugenommen und dort alle Ritter lagern lassen, wodurch auf dem Gelände rund ums Schloss und in den Innenhöfen die Buden großzügig gestellt werden konnten.
So kam es auch am Samstagnachmittag bei schönem Wetter nicht zur gleichen Enge und Geschiebe wie im Durchgang vom Schloss zur hinteren Wiese, am Restaurant Vita vorbei, wo der Weg sehr schmal war.
Die Turnierwiese im Schloss behielt die Bestuhlung des Freitagabends bei, als dort nach Rittermanier getafelt worden war. Dort trat dann schon tagsüber Spektakulum auf, eine Gruppe, die zu Drehleier und Dudelsack allerlei Bänkelgesänge vortrug. Wenn dann der Refrain mit dem kräftigen Schlag der großen Trommel einsetzte, benutzten sogar überaus stolze kleine Ritter Schwert und Schild als Schlagwerk.
Für die Kinder wurde viel geboten beim Ritterfest, so dass der Eintrittspreis von zwei Euro durchaus gerechtfertigt ist. Überall Aktivitäten für Kinder: Brotbacken, Schmieden, Springseil drehen, Filzen und vieles mehr, diese Stände waren dicht umringt und die Kinder knubbelten sich unter den Dächern.
Den besten Umsatz machten an diesem Tag wahrscheinlich die Stände, die entsprechendes für die Kleinen anboten. Stirnreifen für kleine Ritterfräulein, Helme und Schwerter für kleine Ritter. "Diese Stände muss man buchen und auch bezahlen, damit sie kommen", sagt Andreas Hensche von der MGMG über den finanziellen Aufwand, der seitens der veranstaltenden Marketing-Gesellschaft der Stadt betrieben wird. "Das refinanzieren wir über die Eintrittspreise."
In dem neu hinzugekommenen Ritterlager fand Samstagabend auch das Konzert der drei Gruppen A la Via, Spectaculatius und Fabula statt. "Letztes Jahr waren auf der Turnierwiese 1000 Leute, das war eng." Schon vor der Katastrophe von Duisburg hatte man deshalb in diesem Jahr beschlossen, es auf die Ritterwiese zu verlagern.
Dort haben acht Ritterclans ihr Lager aufgebaut. Unter den Augen der Zuschauer pflegen sie mittelalterlich gewandet ihr Ritterleben. Da sitzt die Frau still und züchtig spinnend am Fuße der Tafel, während der Mann an deren Kopf in einem thronähnlichen Armlehnstuhl sitzt und große Reden schwingt.
Besonderes Augenmerk findet jedoch Ede, der auf eine Astgabel gestützt als Aussätziger bettelnd über das Gelände humpelt. Schmutzig, mit verbundenem Gesicht, schlechten Zähnen und täuschend echt gestalteten Wunden flößt er echten Ekel ein. "So seht ihr mal aus, wenn ihr die Zähne nicht putzt", sagt er an die Kinder gerichtet. Oder: "Waschen wird überbewertet." Er kommt aus Neuss und bezeichnet das Mittelalter als sein Hobby. "Das bestand nicht nur als glänzenden Rittern und anmutigen Edelfräulein."