Azubis brauchen Nachhilfe
Ausbildung: 117 Lehrlinge werden in Gladbach gefördert. Häufig mangelt’s an Mathe und Deutsch.
Mönchengladbach. Bundesweit kritisieren immer mehr Unternehmer die fehlenden Ausbildungsreife von Jugendlichen. Auch in Mönchengladbach ist das Problem bekannt. 117 Lehrlinge werden zur Zeit in Mönchengladbach durch ausbildungsbegleitende Hilfen gefördert.
Finanziert wird dieses Programm von der Gladbacher Arbeitsagentur. Hinzu kommen einige Auszubildende, die durch ihre Ausbildungsbetriebe gefördert werden. Die IHK Mittlerer Niederrhein schätzt, dass gut 50Prozent der in Mönchengladbach angestellten Lehrlinge gefördert werden.
Der Grund für den Förderunterricht seien Defizite in den Kernkompetenzen, die für die Ausbildungsreife notwendig wären. Georg Haaß, Vorsitzender der Innung Sanitär-Heizung-Klima Mönchengladbach, kennt die Problematik: "Besonders in den Fächern Deutsch und Mathematik haben einige unserer Auszubildenden Probleme. Hinzu kommt, dass es große Probleme im Sozialverhalten und bei der Disziplin gibt", sagt er.
Ein IHK-Vertreter fällt in die Klage ein: "In Mathematik und den verschiedenen Sprachkompetenzen sind bei Lehrlingen oft Defizite vorhanden", sagt er. Auch die NVV kennt das Problem. Das Versorgungsunternehmen nutzt das Förderprogramm der Arbeitsagentur.
"Bei uns handelt es sich jedoch um Einzelfälle. Betroffene Lehrlinge haben individuelle Schwächen, die durch das Förderprogramm behoben werden können", sagt Christoph Höck, Personalleiter bei der NVV.
Arbeitgeber-Vertreter befürchten, dass die gesamte Gladbacher Unternehmerschaft in den nächsten Jahren mit den Auswirkungen der fehlenden Ausbildungsreife zu kämpfen haben könnte, sollte sich die Entwicklung nicht stoppen lassen. Die Folge seien unbesetzte Ausbildungsplätze, weil die Bewerber nicht mehr den Ansprüchen der Unternehmen genügten.
"Bereits in diesem Jahr ist es für die Betriebe schwieriger geworden, geeignete Auszubildende zu finden", klagt ein IHK-Vertreter. Momentan sind in der Region mittlerer Niederrhein noch 400 Lehrstellen unbesetzt.
Verschärft sich diese Entwicklung der letzten Jahre weiter, könnten der Gladbacher Wirtschaft bereits in den nächsten Jahren gut ausgebildete Fachkräfte fehlen. Ein Facharbeitermangel würde überwiegend das Handwerk und die verarbeitende Industrie treffen. Kaufmännische Ausbildungsberufe seien weit weniger betroffen.
Warum handwerkliche Ausbildungsberufe öfter betroffen sind, hänge mit den Schulabschlüssen der Lehrlinge zusammen, sagt die IHK. Demnach seien häufig Ausbildungen betroffen, in denen Jugendliche mit niedrigen und mittleren Bildungsabschlüssen arbeiten. Gerade im Handwerk sei diese Gruppe Jugendlicher anzutreffen.