Santander baut 100 Stellen ab

Bundesweit sollen bei der Bank bis 2020 sogar insgesamt 600 Arbeitsplätze wegfallen.

Selbst den Betriebsratsvorsitzenden der Santander-Hauptverwaltung hat die Nachricht gestern überrascht. „Dass im Vertrieb etwas passieren würde, hatte sich abgezeichnet“, sagt Peter Blümel. „Aber dass auch 250 Stellen in der Hauptverwaltung wegfallen sollen, obwohl die Bank in den vergangenen Jahren doch höchst erfolgreich gewesen ist, dafür gab es keine Anzeichen.“ 150 davon entfallen auf den Standort Frankfurt, der fast komplett aufgegeben wird — dort hatte Santander 2011 die schwedische SEB-Bank übernommen —, die restlichen 100 aber auf Mönchengladbach.

Als Hintergrund des Stellenabbaus, der zudem bundesweit 350 Mitarbeiter im Vertrieb umfasst und die Schließung oder Zusammenlegung von 100 der bisher 300 Filialen beinhaltet, wird der Umbau zu einer „Omni-Channel-Bank“ genannt, bei der die umfassende, individuelle Kundenbeziehung im Mittelpunkt stehe. Denn in der Tat steht man gut da. „Im Jahr 2016 konnten wir ein herausragendes Ergebnis erzielen und sind gut in das laufende Jahr gestartet. Aus dieser Position der Stärke können wir den Transformationsprozess für die Zukunft gestalten“, schrieb Vorstandsvorsitzender Ulrich Leuschner gestern in einer Nachricht an seine Mitarbeiter. Die Entscheidungen seien „nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, um die Zukunft der Bank langfristig zu sichern“, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme.

Will heißen: Man reagiert auf verändertes Kundenverhalten, auf technischen Wandel (Stichwort Digitalisierung) und packt die Transformationsprozesse an, denen sich der gesamte Finanzsektor derzeit stellen muss. Des Weiteren wird der Markenauftritt vereinheitlicht: Statt „Santander Bank“ und „Santander Consumer Bank“ heißt es künftig nur noch „Santander“, die bisher separaten Vertriebsnetze werden zusammengelegt. „Wir wollen das möglichst sozialverträglich hinbekommen“, sagt Unternehmenssprecherin Anke Wolff — etwa durch altersbedingtes Ausscheiden oder das Nichtbesetzen offener Stellen.

Die Einschnitte in der Hauptverwaltung sollen in zwei Wellen bis 2020 erfolgen, das gesamte Maßnahmenpaket soll im April 2018 beginnen. Leuschner sicherte zu, man werde unverzüglich Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufnehmen, um eine sozialverträgliche und einvernehmliche Lösung zu finden und um die Phase der Unsicherheit möglichst kurz zu halten. Peter Blümel, der die Interessen von 2200 Mitarbeitern vertritt — 3000 hat Santander am Firmensitz Gladbach insgesamt —, sagte, er werde noch mit einem anderen Ansatz in die Gespräche gehen, der über den klassischen „Betriebsrats-Bauchladen“ wie Altersteilzeit und Blockmodelle hinausgeht. „Vielleicht lässt sich ein Teil der nun angekündigten Dinge dadurch abfedern, dass man Mitarbeiter durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen und Umbesetzungen halten kann.“

Wolff betonte, dass die Bank keineswegs auf dem absteigenden Ast sei — im Gegenteil. Die Investitionsbereitschaft zeige sich nicht zuletzt auch in einem Neubauprojekt im Nordpark: Dort hat Santander unlängst begonnen, ein mehrstöckiges Parkhaus zu errichten. „Das mehrstöckige Gebäude wird auf dem bestehenden Ost-Parkbereich neben dem Mitarbeiter-Restaurant errichtet“, sagt Architekt Iñigo Ochoa. „Es verfügt über insgesamt 389 Parkplätze und sorgt dafür, dass sich die Parkplatzsituation dort allgemein verbessert“, ergänzt Ochoa. Gegen Ende des Jahres soll der Bau abgeschlossen sein.