Salafismus „Scharia-Polizei“: Lau angeklagt als mutmaßlicher Rädelsführer

Der gebürtige Mönchengladbacher war als Sittenwächter aufgetreten.

Foto: WZ-Archiv

Mönchengladbach Dass Sven Lau als „Chef der Scharia-Polizei“ in Wuppertal für so viel Medienrummel sorgen würde, damit hatte er damals selbst nicht gerechnet. Jetzt hat sein Auftritt als selbst ernannter Sittenhüter auch ein juristisches Nachspiel. Der gebürtige Mönchengladbacher Sven Lau ist als mutmaßlicher Rädelführer der „Scharia-Polizei“ angeklagt worden. Das teilten die Wuppertaler Staatsanwaltschaft und das Amtsgericht gestern mit.

Im vergangenen Jahr waren Lau und weitere Salafisten durch Wuppertaler Straßen mit orangefarbenen Westen und der Aufschrift „Sharia Police“ patrouilliert. Die Islamisten machten auf die Verhaltensregeln der radikalen Muslime aufmerksam, wie sie in streng islamischen Staaten gelten: kein Alkohol, kein Glücksspiel, keine Musik, keine Drogen. Ihren Auftritt hatten die Salafisten selbst gefilmt und ins Internet gestellt. Die Aktion sorgte bundesweit für Empörung und wurde vom Zentralrat der Muslime scharf kritisiert.

Lau sprach anschließend auf seiner Facebookseite davon, dass die nächtliche Patrouille als „Sittenwächter“ nur ein Testlauf gewesen sei, um zu zeigen, wie sehr sich der „Satan und seine Armee“ auf ihn und seine Brüder stürze. Wie immer sprach er wieder von Medienhetze. Später entschuldigte er sich: „Vielleicht war es ja auch ein Fehler von uns. Wenn sich Muslime von uns angegriffen fühlten, tut es mir leid.“ Tatsächlich hatten Muslime auf den Seiten der Salafisten kritische, böse und hämische Kommentare gepostet. Dass die Gruppe um den ehemaligen Mönchengladbacher als „postpubertäre Teenager“ bezeichnet wurden, gehörte noch zu den harmloseren Bemerkungen.

In Wuppertal wurde gegen neun Männer im Alter von 24 bis 34 Jahren Anklage erhoben. Acht von ihnen sollen gegen das Uniformverbot bei Demonstrationen verstoßen haben. Einem 26-Jährigen wird Beihilfe vorgeworfen. Die Stadt Mönchengladbach hatte im Januar Sven Laus Pass eingezogen, weil Gefahr bestehe, dass er sich in Syrien am Dschihad beteilige. gap/dpa