Seit 46 Jahren enge Freundinnen
Die Viersenerin Ursula Bungardt-Foertsch und die Britin Patricia Rimmer haben sich bei einem Schüleraustausch kennengelernt.
Viersen. „Das bin ich!“ Der Ausruf von Patricia Rimmer lässt Ursula Bungardt-Foertsch grinsen. „Das war die Taufe von Benedict, das ist 33 Jahre her“, meint sie lächelnd. Erneut beugen sich die beiden Frauen über das Fotoalbum, das gemeinsame Erinnerungen weckt. Schließlich kennen sie sich seit nunmehr 46 Jahren und haben etliches zusammen erlebt, wenngleich Bungardt-Foertsch in Viersen lebt und Rimmer im englischen Ferndown. Was vor fast einem halben Jahrhundert mit einem Schüleraustausch zwischen Viersen und Bromley in England startete, hat sich zu einer Freundschaft entwickelt, die über Grenzen hinweg hält.
„Ich habe damals das städtische Mädchengymnasium in Viersen besucht und in der zwölften Klasse bekamen wir die Möglichkeit eines Englandaustausches“, erinnert sich Bungardt-Foertsch. Doch bevor es auf die Insel ging, kamen die Schülerinnen der Partnerschule aus Bromley 1969 erst einmal nach Viersen. „Wir hatten vorher keinen Kontakt. Ich hatte keine Ahnung, wenn ich bekommen würde. Die Zuteilung hatten unsere Lehrer übernommen“, berichtet die 63-jährige Viersenerin.
Als sich die beiden Schülerinnen das erste Mal sahen, war direkt eine Grundsympathie da. „Ich weiß noch, wie wir im Schlafzimmer meiner Großmutter, weil dort ein Fernseher stand, die erste Mondlandung verfolgt haben. Ich sehe Oma noch vor meinem geistigen Auge im Bett thronen“, schmunzelt Bungardt-Foertsch. Rimmer verrät indes, dass sie das dicke Daunenbett damals so furchtbar fand, weil sie von Daheim eine Decke gewöhnt war. „Es war ein schrecklich heißer August, aber ich habe mich nicht getraut, etwas zu sagen“, plaudert die 63-jährige Engländerin aus dem Nähkästchen. Drei Wochen währte das Zusammenleben.
Ein Jahr galt es bis zum Gegenbesuch zu überbrücken. Eine Zeit, die beide fleißig mit dem Schreiben von Briefen füllten. Im Sommer 1970 reiste Bungardt-Foertsch dann auf die Airbase in Bigginhill, wo Rimmers Vater als Pilot stationiert war. „Das war eine fremde Welt für mich. Es war faszinierend. Ich weiß noch, dass in der Nachbarschaft ein Lord und eine Lady wohnten, die uns beide morgens ab und zu mit dem Bentley zur Schule mitnahmen. Und jeden Abend fragte mich Patricias Vater, ob wir Fernsehgucken oder in den Pub gehen wollten. Wir gingen dann immer in den Pub“, erzählt die Viersenerin.
Auch wenn es keinen Schüleraustausch mehr gab, nachdem die beiden jungen Frauen ihr Abitur gemacht hatten, der Kontakt riss nicht mehr ab. Die Ehemänner Peter und Bruce waren sich ebenfalls sympathisch, und die folgenden Jahre waren in eine Abfolge von gegenseitigen Besuchen eingebettet. Die Zeit, in der man sich nicht sieht, wird mit Telefonaten und mittlerweile mit E-Mails, nicht mehr mit Briefen, gefüllt.
Und dann gibt es da noch etwas, dass die Viersenerin schon seit Jahrzehnten in ihr eigenes Leben integriert und das ist der „Early Morning Tea“: der Tee am frühen Morgen. „Patricias Mutter brachte ihn mir immer ans Bett, zusammen mit einem Plätzchen. Wenn wir Gäste haben, überrasche ich sie ebenso mit einem Early Morning Tea“, sagt Bungardt-Foertsch.