Serie: Die Frau, die immer zuhört

WZ-Serie: Sie sind die guten Seelen in Unternehmen – Martha Stabenow etwa arbeitet seit 20 Jahren für Alstom.

Mönchengladbach. Die Geschäftsführer kommen und gehen. Martha Stabenow bleibt. Seit etwa 20 Jahren ist sie Chefsekretärin bei Alstom und hat mit Jochen Schwarz ihren vierten Chef. "Es gab keinen, für den ich nicht gern gearbeitet hätte", sagt sie. Wenn die Herren ihren Stuhl in Gladbach geräumt hatten, übernahmen sie andere Konzern-Aufgaben.

Der vorhergehende Chef war der erste, für dessen Präsentationen sie komplexe Daten aufarbeiten musste. "Erst war ich erstaunt, dann fand ich die Aufgabe reizvoll", sagt die Frau, die ihre Laufbahn im Unternehmen als Übersetzerin für Englisch und Französisch startete. "Da ist meine Analysefähigkeit gefragt."

Auch für Schwarz arbeitet sie Präsentationen aus. "Er erklärt, was er darstellen will, gibt mir die Struktur, und ich fülle sie." Dafür braucht sie eine schnelle Auffassungsgabe. Wenn er dieses Werk dann in Gremien vorstellt, steht allein er als Verfasser da. "Das ist in Ordnung", sagt Stabenow. "Das sind doch seine Ideen." Sie nehme sich selbst nicht so wichtig.

Als Assistentin der Geschäftsführung ist sie diejenige, die in den Hintergrund tritt und andere gut aussehen lässt. Dazu gehört auch, dass sie sich nicht nur um die Vorbereitung von Besuchen und die Organisation von Meetings kümmert. Sie kocht auch Kaffee. "Das gehört dazu, damit sich Besucher bei uns wohlfühlen." Wobei sie einzelne Tassen heutzutage aus dem Automaten ziehen kann. "Eine Erleichterung."

Wenn sie Anrufer nicht mit dem Chef verbindet, steht die gleiche Haltung dahinter: "Ich höre mir sein Anliegen an und weiß dann, ob mein Chef der richtige Ansprechpartner ist." Sie entscheidet, wer sofort durchgestellt werden muss, wer durchgestellt werden kann und wen er zurückrufen wird.

Ist Schwarz nicht der richtige Adressat, kann sie meist den richtigen nennen, sie kennt alle Mitarbeiter. Auf dieses Wissen sind die Chefs oft angewiesen. "Sie kennen die Strukturen des Betriebs, aber nicht die Menschen", sagt Stabenow. Und die Mitarbeiter kennen Stabenow. "Für sie ist die Türe immer offen."

Während der Betriebsrat auf tariflicher Ebene agiere, tue sie es auf der menschlichen. Und hört zunächst einmal zu. "Der Mitarbeiter kann sich darauf verlassen, dass ich diskret bin."

"Ich mag Konflikte nicht", gesteht sie und schätzt das gute Firmen-Klima. "Deswegen bin ich immer noch hier." Um sich zu fordern, hat sie sich zur Personalfachkauffrau und Fachkauffrau für Marketing weiterbilden lassen.

Der frühere Areva-Betrieb (Rheinstraße 73, etwa 400 Beschäftigte) gehört heute zur Alstom-Gruppe und stellt Transformatoren her.