Sexuelle Belästigung: Polizei ermittelt Verdächtigen
21-Jähriger aus Hardt soll versucht haben, einen Neunjährigen zu küssen. Ein Verein hilft nach solchen Situationen.
Die Polizei hat den Mann ermittelt, der am Sonntag im Hardter Wald versucht haben soll, einen neunjährigen Jungen zu überwältigen und zu küssen. Es handelt sich um einen 21-Jährigen aus Hardt. Wie Polizeisprecher Jürgen Lützen gestern sagte, ist der Mann in der Vergangenheit schon einmal wegen Belästigung eines Kindes aufgefallen.
Der Neunjährige war am Sonntag mit seinem Fahrrad am Thelenkamp unterwegs, als er angesprochen wurde. Der Tatverdächtige soll den Jungen in den Hardter Wald gelockt und ihn dort genötigt haben, ihn zu küssen. Der Junge konnte sich losreißen und weglaufen. Dennoch ermittelt die Polizei wegen „versuchten sexuellen Missbrauchs eines Kindes“. „Wir gehen dem Tatvorwurf nach. Der Verdächtige wird vernommen, eventuell wird das Kind noch einmal angehört. Dann entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob Anklage erhoben wird“, sagt Lützen.
Dass die Polizei den Tatverdächtigen so schnell finden konnte, liegt vor allem an den vielen Hinweisen aus der Bevölkerung, die nach der Öffentlichkeitsfahndung eingingen. Das Opfer hatte den Mann, der mit einem Mountainbike unterwegs war, gut beschreiben können. Aktuell befindet sich der Tatverdächtige auf freiem Fuß.
In der Stadt mag diese Tatsache für Beunruhigung sorgen. Aber noch ist der Tatvorwurf nicht erhärtet. Ganz anders sah das aus in dem Fall des verurteilten Sexualstraftäters, der auf freiem Fuß blieb, weil der Bundesgerichtshof einen Rechtsfehler in der Strafzumessung festgestellt hatte. Bevor er wegen Wiederholungsgefahr ins Gefängnis kam, soll er weitere Kinder missbraucht haben, die er in einem Musikverein betreute.
Bei Zornröschen, dem Verein gegen sexuellen Missrauch an Mädchen und Jungen, häufen sich zurzeit die Anrufe. „Gerade jetzt im Juni melden sich enorm viele Lehrerinnen, Erzieher und Familien, die einen Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch haben“, sagt Bennet Bialojahn, bei „Zornröschen“ für die Diagnostik zuständig. Und: „Obwohl der Monat noch nicht einmal zur Hälfte vorbei ist, haben wir schon 40 neue Erstkontakte.“ Im Schnitt gibt es in der Beratungsstelle jährlich 400 bis 500 neue Anfragen. In den allermeisten Fällen handele es sich um sexuelle Missbrauchsfälle im Umfeld des Kindes, in der Familie oder im Bekanntenkreis, berichtet Bialojahn. Dass der „fremde Mann“ Kinder sexuell missbraucht, ist eher selten, kommt aber durchaus vor. Im Jahr 2014 belästigte und verfolgte ein Mann in Rheydt-Mülfort fünf Mädchen. Dabei kam es ebenfalls zum Missbrauch. Sein jüngstes Opfer war gerade einmal zehn Jahre alt. Eltern der Mädchen hatten sich ebenfalls hilfesuchend an Zornröschen gewandt.