RY-Kennzeichen könnte Geld einbringen

Beispiele aus dem Kreis Viersen und der Stadt Bochum zeigen Mehreinnahmen auf. Aber Umkennzeichnungen verursachen auch Kosten.

Wie Stadtkämmerer Bernd Kuckels zur Einführung eines RY-Kennzeichens steht, ist nicht bekannt. Ob er es auch an sein Fahrzeug anbringen würde, weiß man nicht. Eines steht aber fest: Ein RY-Kennzeichen würde Geld in die Stadtkasse spülen. Diese Erfahrungen machten Kuckels’ Kollegen im Kreis Viersen und in der Stadt Bochum. Allerdings: So schön deren Mehreinnahmen auch sind — die Bearbeitung der so genannten Umkennzeichnungen kostet allerdings auch einiges. Am Ende könnte es eine Milchmädchenrechnung sein.

Seit März vergangenen Jahres hat die Kfz-Zulassungsstelle des Kreises Viersen mehr als 22 000 KK-Kennzeichen ausgegeben. Fast jedes zehnte Fahrzeug aus dem Kreis ist mittlerweile mit einem KK-Nummernschild unterwegs. Auch wenn für KK — die beiden Buchstaben stehen für Kreis Kempen oder, wie in Kempen gefrotzelt wird, „Königreich Kempen“ — die gleichen Gebühren wie für das VIE-Wunschkennzeichen erhoben werden, sorgten die Pkw-Besitzer für einen Geldsegen: Sie beantragten in so großer Zahl für 45 Euro ein KK- statt ihres bisherigen VIE-Nummernschildes, dass der Kreis Viersen ab März 2015 bis Ende Februar einen Gebührenertrag von knapp 172 000 Euro alleine durch Wechsler erzielte. Ist das eine Ausnahme? Mitnichten. Auch in Wattenscheid, bis 1974 kreisfreie Stadt und seit Januar 1975 mit Bochum zusammengeschlossen, erfreut sich das Ende 2012 auf Initiative eines Hochschulprofessors und von Studenten eingeführte WAT-Nummernschild einer steigenden Beliebtheit. „Die Umkennzeichnungen sind seitdem sprunghaft angestiegen“, meldet Annika Vößing von der Pressestelle der Stadt Bochum. Ende Mai fuhren in Bochum 11 225 Fahrzeuge mit dem Wattenscheider Kennzeichen, rund 87 000 Euro Gebühreneinnahmen wurden bei der Stadt Bochum nur durch die „Umkennzeichnungen“ verbucht. 1150 Euro davon — es gibt gleich noch einen Profiteur — gehen an das Kraftfahrt-Bundesamt.

Auch bei den privaten Schildermachern etwa im Kreis Viersen und in Bochum sind die Autofahrer, die ihr altes VIE- oder BO-Nummernschild gegen ein KK- oder WAT-Kennzeichen tauschen, gerne gesehene Kunden: Sie sorgen für erhebliche Mehreinnahmen. Dabei ergibt sich auch die kuriose Situation, dass zum Beispiel im Kreis Viersen Pkw-Besitzer ein KK-Schild beantragen, obwohl sie gar nicht in Kempen wohnen. „KK“ ist auch sehr beliebt im entfernten Kaldenkirchen, weil die Buchstaben auch für diesen Nettetaler Stadtteil stehen könnten.

Auch in Mönchengladbach könnte ein Neuwerker, ein Hardter oder ein Rheindahlener ein RY-Kennzeichen haben — wenn es denn eingeführt wird. Nur die Wickrather blicken in die Röhre, wenn sie denn ihr ehemaliges Kennzeichen wiederhaben wollen. Wickrath, dass vor der kommunalen Neugliederung zum damaligen Kreis Grevenbroich gehörte, darf das alte GV-Nummernschild nicht haben.

Bei der Stadt Mönchengladbach sieht man einer möglichen Wiedereinführung eines RY-Schildes recht gelassen entgegen, hat aber auch schon Vorkehrungen getroffen, wenn es denn kommt. So soll es beispielsweise nur schrittweise eingeführt werden. Auf diese Weise will man verhindern, dass sich Geschäftemacher auf einen Schlag und en bloc Hunderte von RY-Kennzeichen-Kombinationen sichern und im Internet verkaufen. „Da werden richtig hohe Summen für das Wunsch-Nummernschild gezahlt“, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen.

Wenn am Donnerstag im Rat die Entscheidung pro „RY“ fallen sollte, wird es im Übrigen auch noch etwas dauern, bis der Beschluss umgesetzt wird. Erst muss die Genehmigung beim Verkehrsministerium eingeholt werden — was aber nur pro forma ist —, dann muss verwaltungsintern eine „vernünftige Logistik“ (Stadtsprecher Speen) aufgebaut werden. Technisch ist die Wiedereinführung von „RY“ kein großes Thema: Die dazu benötigte Software kann ohne große Probleme installiert werden.

Und was ist, wenn der Rat nach 2012 übermorgen zum zweiten Mal die Möglichkeit eines RY-Nummernschildes ablehnt? Nun, es gibt ja noch eine gute Alternative: Die Kombination von MG — RY ist noch viele tausend Mal möglich. Nur 880 Fahrzeuge haben derzeit diese Kombination. Wenn man davon ausgeht, dass die Kombination insgesamt 9999-mal vergeben werden kann, ist bei der Vergabe also noch reichlich Luft nach oben.