Simply Red: Da bleibt keiner ruhig sitzen

Beim Konzert der britischen Band auf Abschiedstournee nahm sogar der Regen Rücksicht auf Musiker und Fans.

Mönchengladbach. Stühle sind das eine. Mit denen war das weite Rechteck des Spielfeldes im Hockey-Stadion bestückt, als Simply Red in einem restlos ausverkauften Hockeypark auftraten. Doch still darauf sitzen ist etwas komplett anderes. Das hat das Konzert mit der britischen Kult-Band bewiesen.

Erst kurz vor neun fing Simply Red an - da hatte es just aufgehört zu regnen und darauf hatten die Veranstalter wohl Rücksicht genommen. Das Regen-und-Schlamm-Festival-Feeling, das den einen oder anderen auf dem Weg zum Stadion beschlichen hatte, ob der vielen Pfützen auf den Wegen, blieb aus. Die Regenponchos, die von den Ordnern verteilt wurden, konnten als Sitzunterlage dienen oder sie wurden in die Taschen geknüddelt.

Dann enterte die Band die Bühne. Kenji Suzuki an der Gitarre, Steve Lewinson am Bass, Dave Clayton am Keyboard, Pete Lewinson am Schlagzeug, Ian Kirkham am Saxophon und Kevin Robinson an der Trompete begleiteten Mick Hucknall auf der Abschiedstournee, nach der Hucknall solo weiter machen will. Die Damenstimmen kamen nicht aus dem Background, sondern aus der Retorte.

Mönchengladbach war ein Halt zwischen Auftritten auf der Isle of Wright, der Zitadelle in Mainz und der Schiffsanlegestelle in Klagenfurt. Auch Fans aus dem Ruhrgebiet oder den Niederlanden reisten nach Mönchengladbach.

"Wir spielen Hits aus 23 Jahren Bandgeschichte", sagte Hucknall zu Beginn. "Ich hoffe, ihr kennt ein paar davon", ergänzte er mit britisch kühlem Understatement. Schließlich gab es nicht ein Lied in der zwei Stunden dauernden Vorstellung, das die Fans nicht mitsingen konnten. Bereits nach dem zweiten Lied, "New Flame", seinem Hit aus dem Jahr 1989, waren alle aus dem Häuschen und der Jubel war groß.

Nach und nach lösten sich die Stuhlreihen auf, von hinten strömten die Menschen in die Gänge, vor die Bühne. Dabei blieb Hucknalls Stimme immer kühl. Soli schoben sich jazzig zwischen den Gesang. Die Rhythmen der Stücke waren wunderbar abwechslungsreich und immer tanzbar heiß.

Nach der Hälfte des Konzerts hielt auch die Fans auf der Tribüne nichts mehr auf den Sitzen. Bei "Holding back the Years" wurden die Wunderkerzen angezündet und von Süden leistete ein Blitz seinen Beitrag zur Illumination der Show.

Um zehn Uhr war erst einmal Schluss und nach heftigem, begeistertem Applaus kehrte die Gruppe zurück und spielte vier Zugaben. Unter anderem den alten Hit der Hollies: "The Air That I Breath". Der Regen setzte wieder ein, was die Fans nicht im Geringsten störte. Doch Hucknall breitete die Arme aus, sang "Summertime, and the wheather is scheise" - mit diesem typischen stimmhaften S in der Mitte - und trat unwiderruflich ab. Jetzt kamen nur noch die Techniker auf die Bühne zum Aufräumen.