Sorge um Fan-Proteste gegen RB Leipzig
Beim Borussia-Heimspiel gegen den Bundesliga-Aufsteiger ist mit Kundgebungen zu rechnen. Die Polizei kündigt „ausreichende Präsenz“ an.
Als Risikospiel wertet die Mönchengladbacher Polizei das nächste Bundesliga-Heimspiel der Borussen gegen Leipzig nicht. Daran ändern auch die Ausschreitungen in Dortmund nichts. Dort gingen Angreifer aus der BVB-Fanszene auf Leipziger Fans los und bewarfen sie mit Gegenständen. Die Dortmunder Polizei meldete acht Verletzte. Auf der Südtribüne wurden zudem teils menschenverachtende Banner hochgehalten. Als Konsequenz muss die Südtribüne beim Heimspiel des BVB gegen Wolfsburg leer bleiben.
Dirk Kramer, Fanprojekt-Sprecher
In Gladbach hofft man auf einen friedlichen Verlauf der Partie gegen Leipzig am Sonntag (Anstoß 15.30 Uhr). „Wir werden ausreichend Präsenz zeigen“, sagt Polizeisprecher Jürgen Lützen. Es habe einen Austausch mit den Kollegen in Dortmund gegeben, außerdem würden die Entwicklungen bis zum Spieltag beobachtet, bis dahin könne sich die Einsatzstärke und -taktik ändern.
RB Leipzig ist häufig vehementer Kritik ausgesetzt, weil der Verein im Jahr 2009 auf Initiative des Getränkeherstellers Red Bull gegründet wurde und als Bundesliga-Aufsteiger alleine in dieser Saison 60 Millionen Euro in Spielertransfers investiert hat, ohne Einnahmen aus Verkäufen zu erzielen. Auch in Gladbach ist deshalb mit Protesten zu rechnen. „Ich denke schon, dass auch unsere Fans ihre Meinung über das ,Modell RB Leipzig’ zum Ausdruck bringen wollen, aber sie werden das in einer intelligenten, kreativen und vor allem friedlichen Form tun, davon bin ich überzeugt“, sagt Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers. „Wir werden niemandem den Mund verbieten, aber wir werden sehr genau darauf achten, dass der Anstand gewahrt wird. Ich wünsche mir, dass es nach dem Spiel heißt, dass die Fans von Borussia Mönchengladbach als Vorbild dafür taugen, wie man seine Meinung sagt, ohne dabei auf Werte wie Respekt und Gastfreundschaft zu verzichten.“ Präsident Rolf Königs betont: „Entweder in der ganzen Kurve gibt es nicht ein einziges Plakat, oder aber es gibt nur ein Plakat, mit dem der familienfreundlichste Klub Deutschlands mit gutem Beispiel vorangeht.“
Vertreter der organisierten Gladbacher Fanszene, darunter auch die Ultras, hatten schon vor den Ereignissen in Dortmund über mögliche Protestformen beraten, wie Fanprojekt-Sprecher Dirk Kramer sagte. „Tendenziell wollen wir mehr die Vorzüge unseres Vereins betonen und uns nicht nur gegen RB richten“, sagte Kramer.
Das Fanprojekt ruft dazu auf, zu beschreiben, was die Gladbacher Fanszene ausmacht. „Es gibt schon einige Rückläufe. Unsere Fans sind sehr kreativ“, sagt Kramer. Die Ergebnisse der Aktion sollen am Sonntag im Stadion präsentiert werden. Auf welche Weise das geschehen soll und ob es auch eine Choreografie geben wird, ist noch offen. Schon am Donnerstag, beim Europa-League-Heimspiel gegen Florenz, wird es Infostände der Fans zum Thema RB Leipzig geben. „Es ist uns wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. Entscheidend ist, dass es gewaltfrei bleibt. Viele unserer Fans haben von sich aus gesagt, dass wir das anders handhaben müssen“, sagte Kramer. Beim Auswärtsspiel in Leipzig im September hatten Borussias Fans eine Choreo mit der Aufschrift „Traditionsverein seit 1900“ organisiert. Zudem schwiegen sie in den ersten 19 Spielminuten, in Anlehnung an Borussias Gründungsjahr.