Spielplätze: Kleine Leute, große Wünsche
Die Stadt schließt mindestens 23 Tobeflächen und motzt 20 mit einer Million Euro auf. Junge Leute helfen dabei.
Mönchengladbach. Mehrere Mitarbeiter der Stadtsparte Grünpflege haben gestern auf dem Spielplatz an der Borsig-/Spinnerstraße in Neuwerk das mächtig wuchernde Gras gemäht und die 640 Quadratmeter große Fläche geputzt. Eigentlich hätten sie es lassen können. Denn die Ecke mit der verwitterten Tischtennis-Platte, dem trüben Sandkasten, der rostenden Schaukel usw. wird die Stadt schließen.
Weil sie nur noch selten von Kindern und Eltern bevölkert wird. Regelmäßig treffen sich hier allenfalls noch Jugendliche. Vor allem zum Koma-Trinken.
"Wir wollen 23 Spielstätten aufgeben, mehr nicht", sagt Reinhold Steins vom Stadtjugendamt. Über 13 hat die Politik bereits das Todesurteil gesprochen, zehn sind umstritten. So wehrt sich die CDU-Politikerin Renate Zimmermanns vehement dagegen, dass die Spielzonen Westschewell 228 und Stettiner Straße in Odenkirchen abgeschlossen werden. Eltern wollten das nicht, da könne sie nicht einfach für eine Aufgabe stimmen, sagt die resolute Bezirksvorsteherin.
Dass die Stadt Kinderparadiese auflöst, hat verschiedene Gründe. Erst vor Monaten rechnete ein von CDU/FDP beauftragter Gutachter den Politikern vor, dass sie auch bei den Spielplatz-Ausgaben sparen müssten.
Nicht nur der in Neuwerk ist in einem erbärmlichen Zustand. Längst sind zudem die Kinder groß geworden, die hier vor vielen Jahren die Sandförmchen drehten. Hinzu kommt die Bevölkerungsentwicklung mit dem steigenden Anteil älterer Gladbacher. Sie sorgt dafür, dass mancher Platz nicht mehr gebraucht wird.
Dass die Stadt gerade an den Kinderflächen gespart hat, ist nicht zu übersehen. Und gefährlich ist es auch, denn manches Karussell würde keine Tüv-Prüfung mehr bestehen. Mit mehr als einer Million Euro aus dem Konjunkturprogramm II der Bundesregierung betreibt man jetzt Schadensbegrenzung. Steins sagt: "Wir werten 20 Spielflächen auf und bauen sie aus." Je 50 000 Euro stehen pro Freizeitstätte zur Verfügung.
Ein Spielplatzplaner bei der Stadt - er wird noch ausgeguckt - hat also einiges zu tun, um die Tobeflächen für die Kids attraktiver zu gestalten. Weil dabei Basisnähe gefragt ist, kamen Steins & Co. auf die Idee "Spielplatz-Architekten" anzusprechen - Jungen und Mädchen zwischen 6 und 13 Jahren, die sagen, was sie wollen.
Bis zum Meldeschluss 10. Juli ließen sich zehn Jung-Planer vormerken. Weitere sind herzlich willkommen: Tel. MG 25-2080. Oder per E-Mail Spielplatz@moenchengladbach.de beziehungsweise schriftlich an die Stadt Mönchengladbach, Fachbereich 51.24, Stichwort "Spielplatz-Architekt", 41050 Mönchengladbach.
Vom 15. bis 31. Juli werden die Macher auf mehr als fünf alte/neue Plätze ausströmen, um vor Ort zu entscheiden, was und was nicht gemacht werden kann. Dazu gehört die Anlage im Hardter Wald und im Volksgarten ebenso wie die am Schloss Rheydt oder Am Pixbusch neben dem Tierpark.
Die Ideen der jungen Kreativen werden von Landschafts- bzw. Kinderspielplatz-Planern umgesetzt. Eine Urkunde und die Teilnahme an einer Verlosung sind der Preis der jungen Architekten.
In Gladbach gibt es noch 276 Spielplatz-Zonen. Viele von von ihnen lassen Eltern und Kinder links liegen - der Zustand der Anlagen ist eher abstoßend als anziehend.