Streik: „Ihr mit euren kleinen Stühlen“
Erzieherinnen gehen auf Passanten zu und hören sich einiges an.
Mönchengladbach. An diesem Samstagvormittag in den Ferien ist es in der Rheydter Innenstadt noch verhältnismäßig menschenleer. Um so mehr freut es die Damen am verdi-Infostand, dass sie nach kurzer Zeit schon über 40 Unterschriften aus der Bevölkerung gesammelt haben.
Unterschrieben hat auch Ingo Kretschmann aus Rheydt, der mit seinen beiden kleinen Kindern dort ist: "Die Forderungen der Erzieherinnen, gerade, was die Gesundheitsvorsorge angeht, kann ich gut nachvollziehen, und auch die Warnstreiks waren in Ordnung", sagt er.
Allerdings ist er von den Dauerprotesten nicht wirklich betroffen gewesen, da seine Kinder einen katholischen Kindergarten besuchen. Deren Mitarbeiter haben sich zwar schon häufig solidarisch mit ihren städtischen Kollegen gezeigt, aber selber dürfen sie nicht streiken.
"Also viele Gegenstimmen werden sie so wohl auch nicht hören", sagt die Gladbacher Erzieherin Iris Fernandez, "denn die wenigsten, die den Aktionen und Forderungen kritisch gegenüber stehen, lassen sich auf ein längeres Gespräch ein.
Da kriegen wir eher so im Vorbeigehen Sprüche zugerufen wie ,Ihr streikt euch noch zu Tode’ oder ,Ihr mit euren zu kleinen Stühlen, ihr wusstet doch vorher, worauf ihr euch einlasst’."
Natürlich habe sie gewusst, dass man in ihrem Beruf nicht reich werden kann. Enttäuscht ist Fernandez darüber, dass einige ihren Beruf nicht besonders schätzen: "Es geht uns doch nicht hauptsächlich um mehr Geld, sondern um Arbeitsbedingungen, die auch den Kindern zu Gute kommen. Bei großen Gruppen und immer mehr Verwaltungsarbeit - da bleibt einfach nicht viel Zeit für jedes einzelne Kind."
Das bedauert auch die Rheydterin Monika Schiffer: "Meine Enkel gehen zwar schon zur Schule, aber gerade da kann man dann gut erkennen, dass bei einigen vorher schon hätte etwas passieren müssen. Bildung fängt doch nicht erst in der Grundschule an, sondern schon bei den ganz Kleinen."
Acht Erzieherinnen und Gewerkschaftsvertreterinnen haben sich an der Rheydter Aktion beteiligt. Die Reaktionen seien durchaus positiv gewesen, lautet ihr Fazit.
Weitere Info-Stände folgen. So will man am 18. Juli auf dem Theatervorplatz auf die Passanten zugehen und für das Anliegen der Kita-Erzieherinnen werben. Geplant ist auch eine Podiumsdiskussion mit den OB-Bewerbern von SPD, CDU, FDP, Grünen, FWG und Zentrum.
In den Ferien werde es keine Streiks geben, danach könne es weitere Arbeitsniederlegungen geben. Auch Fernandez hofft, dass sich die Tarifpartner bis dahin geeinigt haben.