Citykirche: Urabstimmung an Klagemauer
Bis zum 13. September kann sich jeder mit Sprüchen artikulieren. Die Politik erhält das gesammelte Ergebnis. Das "Bündnis für Menschenwürde und Arbeit" hat die Pinnwand aufgestellt.
Mönchengladbach. Es sind nicht nur Klagen und Vorwürfe, die die Leute an die "Wand" pinnen. Manch verborgener Wunsch hängt auf einmal da. Und wird so öffentlich. Da bittet wahrscheinlich ein Kind, dass die Mutter mit ihm mehr spielen soll. Und ein anderes fragt "Warum haben Eltern so wenig Zeit für uns?"
Der ein und andere wird zum Weltverbesserer und fordert "Nur noch Paare, die glücklich sind." Durchaus vorwurfsvoll: "Warum müssen uns die Lehrbeauftragten spüren lassen, dass sie Probleme mit Ausländern haben?"
All das und noch viel mehr ist auf einer "Klagemauer" zu lesen, die bis zum 13. September in der Citykirche neben dem St. Vith steht. Und auf die man bis dahin weitere Wünsche, Anregungen und Klagen heften kann.
Aufgestellt hat sie das "Bündnis für Menschenwürde und Arbeit" (BfMuA). Längere Zeit hatten vorher Schüler der Gesamtschule an der Espenstraße, aber auch Studenten der Hochschule Niederrhein Gelegenheit, sich über die "Mauer" zu artikulieren, ehe sie in die Kirche kam.
"Mit unserem Projekt wollen wir ein Zeichen setzen gegen soziale Kälte, Arbeitslosigkeit und eine wachsende Spaltung der Gesellschaft in Gewinner und Verlierer", sagt Mitorganisator Wolfgang Fels zur WZ.
Einige äußern ihre Anliegen durch Fotos, Tonband- oder Videoaufnahmen. Und nicht wenige sind auch positiv. Beispiel: "Meine ,Klage’: Ich bin zufrieden, Friede".
Am 13. September wird die Pinnwand leer geräumt, der Inhalt der Zettel usw. in Anregungen und Forderungen an die Politik festgehalten. Schließlich, sagt auch Fels, sind bald Kommunal- und Bundestagswahlen.
Für den ehemaligen DGB-Funktionär Hartmut Wellssow - er gehört dem Bündnis an - ist "das mit der Mauer wie eine Urabstimmung." Da dürfe und könne die Politik nicht einfach wegsehen. Sie müsse aus der Mauersammlung Lehren ziehen.