Stadt bekommt Briten-Häuser geschenkt

In den etwa 100 Reihenhäusern an der Lilienthal- und der Hugo-Eckener-Straße könnten Flüchtlinge wohnen.

Foto: Detlef Ilgner

Es ist noch nichts unterschrieben. Deshalb halten sich die Verantwortlichen vorläufig zurück. „Wir sind in Gesprächen mit der Bima“, sagt Dezernent Gert Fischer, innerhalb der Verwaltungsspitze für die Unterbringung der Flüchtlinge in der Stadt zuständig. Es geht um die etwa 100 sogenannten Briten-Häuser an der hinteren Lilienthalstraße und der Hugo-Eckener-Straße zwischen Hockey-Stadion und A 61. Die sind im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima).

Die Reihenhäuser sind im Laufe der vergangenen Jahre verwahrlost. Die Türen sind herausgebrochen, Fenster eingeschmissen, Müll türmt sich. Aus den Häusern ist alles verschwunden, was nicht niet- und nagelfest war — Heizungen, Stromkabel, Rohre. Ein Geisterdorf.

Nachdem die Bundesanstalt ursprünglich eine horrende Kaufsumme für die Immobilien gefordert hatte, scheint sich nun das Blatt gewendet zu haben. Nach Auskunft der städtischen Pressestelle will die Bima der Stadt die kaputten Häuser schenken. Sie sollen Flüchtlingen als Unterkunft dienen. Mehr noch: Die Bundesanstalt will sogar für die Sanierung der Immobilien aufkommen. „Das wäre eine wirklich interessante Lösung“, sagt Pressesprecher Wolfgang Speen. Die sei allerdings nicht von heute auf morgen zu erwarten, sondern mittelfristig.

Weil die Stadt davon ausgeht, dass die Häuser nicht dauerhaft von Flüchtlingen genutzt werden, könnte möglicherweise ein alter Plan doch noch verwirklicht werden. Denn ursprünglich hatte die Stadt vorgehabt, die Einfach-Häuser selbst zu erwerben, abzureißen und das Gelände für den Ausbau der A 61 und für die Erweiterung des geplanten Gewerbegebiets im Nordpark zu nutzen. Daraus wurde nichts, weil der Bund zu viel Geld haben wollte und die 56 Häuser an der vorderen Lilienthalstraße an das Stuttgarter Unternehmen M & S verkaufte.

M & S hätte auch allzugern die Häuser auf dem hinteren Teil des Areals gekauft — wahrscheinlich auch wieder knallbunt angestrichen und jeweils für unter 100 000 Euro verkauft. Das hatte im Fall der 56 Immobilien zwischen der Lilienthal- und der Aachener Straße wunderbar und in atemberaubend kurzer Zeit geklappt. Dabei mussten die neuen Eigentümer einen nicht unerheblichen Pferdefuß akzeptieren. Wegen der geplanten Erweiterung der A 61, die unmittelbar an der Siedlung vorbeigeht, gibt es eine Klausel, die die Enteignung und den Abriss im Wege stehender Häuser vorsieht. Das hatte die Häuslekäufer offenbar nicht abgeschreckt.

In unmittelbarer Nähe der ehemaligen Briten-Siedlung hat die Stadt bereits für mehr als drei Millionen Euro eine Flüchtlingsunterkunft für 400 Personen in Leichtbauweise errichten lassen und an das Land vermietet. Obwohl fertiggestellt, ist dort bisher kein einziger Flüchtling eingezogen.