Stadt spart bei Blumen und Schlips

Ab 2013 sollen neue Regeln gelten: Besuch und Bouquet gibt es erst zum 90. Geburtstag.

Mönchengladbach. Wer es auf stolze 80 Lebensjahre gebracht hat, der darf sich feiern lassen. Auch von der Stadt. Derzeit bekommt das Geburtstagskind — wenn es das denn will — Besuch von einem Politiker aus seinem Stadtteil. Der redet dann meist viel und gratuliert. Dazu gibt es für den Mann eine Krawatte, für die Frau ein Halstuch.

Geschenke soll es ab 2013 — zum Beispiel für die 80-Jährigen — in dieser Form nicht mehr geben. Die finanziell am Boden liegende Stadt streicht beim Gratulieren und bei den Geschenken. Die regierende Ampel aus SPD, FDP und Bündnis-Grünen einigte sich jetzt nach längerer Diskussion auf eine spärlichere Form des Dankeschöns.

Ursprünglich war vorgesehen, bei den Ehrungen sofort zu sparen. Auch andere „Pleite-Kommunen“ hätten hier längst den dicken Rotstift gespitzt. Hinzu kommt der neue Stärkungspakt zur Konsolidierung der Stadt-Finanzen. Er spült zwar in den nächsten Jahren einen dreistelligen Millionen-Zuschuss aus Düsseldorf in die kommunale Kasse (die WZ berichtete), doch parallel muss die Stadt kräftig sparen. So auch bei den Ehrungen. Auf Drängen der SPD, heißt es aus der Ampel, soll damit nun ab dem nächsten Jahr begonnen werden.

Mit Glückwunsch und Geschenken geht es im Moment bei den Altersjubilaren erst ab 80 Jahren los. Das war früher anders, da gratulierte man schon ab 70 und war spendabler. Künftig sollen nur noch 90-, 95- und ab 100-Jährige beglückwünscht werden: Auf Wunsch kommt ein Mandatsträger, schüttelt Hände und überreicht ein Blumen-Bouqet. 2011 wurden rund 1900 Männer und Frauen 90 bis 95 Jahre, davon wünschten sich nur 27 Prozent Blümchen und Politiker-Besuch.

Geopfert wird entgegen früheren Absichten nicht die städtische Aufmerksamkeit bei Ehe-Jubiläen ab 50-jähriger Zweisamkeit: persönlicher Besuch, Gratulation, eine Schale voller bunter Blumen.

Kaum geändert wird der Charakter der Ehrungen und Empfänge für Promis. Wertloser soll das Goldene Schöffensiegel, das Politiker bzw. sachkundige Bürger für jahrelanges kommunales Engagement bekommen, werden. Das besteht noch aus einem massiven 925er Silberkern und ist „hart vergoldet“. Pro Stück sind mehr als 455 Euro fällig. Künftig wird sich der Ausgezeichnete mit einer vergoldeten Messingversion — für etwa 128 Euro je Exemplar — begnügen müssen.

Beim Ehrenring (höchste Auszeichnung), bei Stadtplakette und Ehrennadel soll es keine Einschränkungen geben — weder beim Material noch bei der Anzahl. Ehrungen auf Sparflamme würden die Stadtkasse um mehr als 18 000 Euro jährlich erleichtern. Das rechnete die Kämmerei der Stadtverwaltung aus. Am Mittwoch im Stadtrat — ab 15 Uhr, Rheydter Ratssaal — soll der Tagesordnungspunkt „Ehrungen“ verabschiedet werden.