Ich komm’ heute mal später
Der Heizungsbaubetrieb H. Schalm wurde vom Familienministerium für flexible Arbeitszeiten ausgezeichnet. Frank Hollendong nutzt diese gerne.
Mönchengladbach. Auch wenn es für einen Handwerksbetrieb unwahrscheinlich klingt. Flexible Arbeitszeiten lassen sich im Heizungsbaubetrieb H. Schalm ganz einfach handhaben. „Immer nicken“, sagt Norbert Schalm, der das Unternehmen 1990 von seinem Vater Horst und dessen Compagnon Peter Palms übernommen hat.
Er nickte auch, als Frank Hollendong mit dem Wunsch kam, morgens später anfangen und nachmittags früher aufhören zu wollen, weil seine Frau an der Hand operiert werde. „Damit ich den Kindern das Butterbrot schmieren, sie zur Schule und in den Kindergarten bringen kann“, sagt der 43-jährige Familienvater.
Die Stunden, die Hollendong dann zur monatlichen Tarifarbeitszeit von 161 Stunden fehlen, gehen zulasten seines Stunden-Guthabens. Das wird aufgefüllt, wenn Hollendong länger arbeitet. „Maximal 21 Überstunden im Monat können auf das Gleitzeitkonto gehen“, erklärt Schalm das Tarifrecht. Weitere Überstunden und Sonderzuschläge werden im Folgemonat ausgezahlt.
Hollendong, der seit 29 Jahren in dem Unternehmen arbeitet und sich zu einem Kundendienstspezialisten für Versorgungstechnik entwickelt hat, erinnert sich noch an die Zeit der Einführung. „Manche Kollegen hatten Angst, dass sie um ihre Überstunden betrogen werden. Jetzt läuft das.“
In die Terminplanung seiner Monteure greift Schalm selbst eher selten ein. „Das wird im Team geregelt.“ Weil die Flexibilität der Arbeitszeiten Vorteile für die Familien mit sich bringt, würdigte Familienministerin Kristina Schröder die Arbeitsbedingungen bei H. Schalm im Rahmen des Unternehmenswettbewerbs „Erfolgsfaktor Familie 2012“.
Für Norbert Schalm hat sie allerdings einen ganz handfesten Vorteil: „Ich kann auch nicken, wenn unsere Kunden Einsätze zu besonderen Zeiten wünschen“, sagt er. Bei ihnen handelt es sich zum großen Teil um Industriebetriebe, die Wartungs- und Reparatur-Arbeiten produktionsbedingt gerne auf das Wochenende oder in die Abendstunden legen.
„Ich frage dann meine Mitarbeiter, wer von ihnen diese Arbeiten erledigen möchte“, sagt er. Bislang fand sich immer jemand unter den 35 Mitarbeitern. „Wir füllen die Möglichkeiten des Tarifvertrages mit Leben.“