Stadtfest: Ohne Himmelblau geht’s auch

Bei Regenwetter kommen Tausende zum Feiern und Shoppen.

Mönchengladbach. Mit der Wetterprognose hat Horst Römgens sich diesmal wohl doch ein bisschen weit herausgehängt. Der Ober-Organisator des Cityfestes wähnte sich beim Pressegespräch am Donnerstag noch vom Wettergott begünstigt und musste in diesem Jahr zum ersten Mal, bei der 17. Auflage, eine empfindliche Schlappe einstecken, nach 16 Cityfesten mit Traumwetter.

Nach jedem Schauer werden die Bierbänke um den Pavillon oben auf dem Theatervorplatz sorgfältig trocken gewischt. Doch außer den Offiziellen hören bei der Eröffnung am Samstag pünktlich um 13 Uhr nur wenige Menschen, wie Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) sagt: "Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur schlechte Kleidung."

Wer über die noch nicht verfüge, hätte an diesen beiden Tagen ausreichend Gelegenheit, sich damit einzudecken. Er begrüßt das Bemühen des Citymanagements, Mönchengladbach als Einkaufsstadt ins rechte Licht zu rücken. "Ich bekomme hier - und in Rheydt- alles, was ich brauche!", sagt er.

In den Augen von Eduard Felzen ist das trotz des schlechten Wetters auch mit diesem Cityfest geglückt: "Heute Morgen war direkt nach dem Aufmachen mehr los als sonst", sagt der Chef von Saturn und stellvertretender Vorsitzender des Citymanagements.

Vor seinem Laden hat der Playstation Truck Halt gemacht und bietet 15 Versionen von Kinder- und Männerspielzeugen, erweitert um die Variante "Singing", bei der Frauen für den nächsten Karaoke-Auftritt üben.

"Du willst spielen?", fragt Alexander Dommisch, der den Truck von Event zu Event fährt, einen Knirps. Der sieht ihn bittend mit großen Augen an. Dommisch hebt ihn vor den Flachbildschirm mit einem Autorennen auf einen hohen Hocker.

In einer Seitenstraße knubbeln sich die Kunden im Geschäft La Casa, das Wohnaccessoires, Schuhe, Handtaschen und modischen wie ausgefallenen Schmuck anbietet. "Das ist normal an einem Samstagvormittag", sagt Inhaberin Yvonne Straub.

Der Duft der Apfelpfannkuchen vom Master of Pancakes, Henry Kunze, lockt einen weiter. "Das Cityfest ist immer sehr lukrativ", sagt er, vermeidet den Blick Richtung Himmel und drückt Apfelstückchen in die Hefeteigfladen, die im heißen Fett schwimmen. "Jonagored", nennt er die Sorte. "Die sind aus Kempen und so lecker wie die Piemont-Kirschen."

Oben am Alten Markt spielen die Diabolo’s Bullets auf der NVV-Bühne unverdrossen locker fetzigen Folkrock. Genau das Richtige für die Biker, die sich hier normalerweise tummeln.

Heute gähnt der Platz vor Leere. Die Mitarbeiterinnen an der Langen Theke stülpen die Ärmel ihrer Fleece-Pullis über ihre Hände: "Kalt heute. Und nix los", sagten sie. Paul Dreßen lässt die Schelle schrillen - das Kinderkarussell startet mit einem einsamen Kind im Feuerwehrauto. Unten auf dem Geroweiher sind die Fahrgeschäfte nicht besser bestückt. Wer es im Autoscooter auf eine Kollision anlegt, muss sich schon viel Mühe geben, bei nur drei besetzten Autos.

Über mangelnden Andrang kann sich Arif Bayraktari nicht beklagen. In langen Schlangen warten Kinder mit ihren Eltern trotz des Regens darauf, mit ihm eine Runde mit der Kehrmaschine zu drehen. "Ich fahre seit drei Jahren für die GEM. Mit den Kindern, das macht richtig Spaß. Meine eigenen sind schon groß."

Wegen der regenreichen Wolken freuten sich vor allem die Einzelhändler. Denn die Stadtfest-Besucher tummelten sich - nicht nur am "offenen Sonntag" - vor allem in den Geschäften. Hier war es zumindest trocken.

Und Horst Römgens tippte am frühen Abend, "dass doch rund 80 000 oder vielleicht ein bisschen mehr" da waren. Genau gezählt habe er aber nicht...