Stadtrundfahrt: Als in Rheindahlen noch gebrandschatzt wurde
Mit einer Stadtrundfahrt zu historischen Themen auf Spuren- und Geschichtensuche.
Mönchengladbach. Im Mittelalter wurde Rheindahlen von zwei Heerstraßen gekreuzt. Die Folge: Die ländliche Bevölkerung litt unter den regelmäßigen Plünderungen durchreisender Soldaten. Noch bis in die Neuzeit war der Ort, der bereits 1354 die Stadtrechte erhielt und heute ein Mönchengladbacher Stadtteil ist, deshalb bettelarm. „So fehlte Rheindahlen die Infrastruktur, um Textilindustrie anzusiedeln“, erzählt Hans Peter Steffens.
Als die alte Kirche im 17. Jahrhundert zerstört war und wieder aufgebaut werden musste, hätten die armen Rheindahlener ganze 70 Jahre dafür gebraucht, berichtet der Stadtführer der Mönchengladbacher Marketing Gesellschaft (MGMG).
Die Teilnehmer der Stadtrundfahrt können sich selbst davon überzeugen, dass die heutige Kirche ein beeindruckendes Baudenkmal „dieses geschichtsträchtigen Ortes“ ist. Der Marktplatz in Rheindahlen und die evangelischen Kirche in Wickrathberg sind die Neuheiten im aktuellen Stadttourenprogramm der MGMG für alle Geschichtsinteressierten, die Mönchengladbach mit dem Bus entdecken wollen.
Dafür fallen die Halte am Flughafen und am Schloss Rheydt — bisher Schwerpunkte im Programm weg. „Die Fläche von Mönchengladbach ist so groß, dass es immer wieder neue markante Punkte zu entdecken gibt“, so Steffens.
Gemeinsam mit Kollegin Sylvia Brachtmöller hat er in Archiven, Bibliotheken, Antiquariaten und beim Rheindahlener Geschichtsverein nach historischen Daten und alten Fotos gestöbert. Die Teilnehmer der Tour erfahren, dass die schlauen Rheindahlener Bauern mit dem Anbau und der Versorgung der Textilarbeiter mit Kappes dann doch noch zu Reichtum gekommen sind oder dass der Ort 1945 wieder einmal zerstört wurde — diesmal vollständig und innerhalb von nur vier Minuten durch einen Bombenangriff.