Städtische Bühnen: Ausstattungsleiter mit Hand und Herz
Er schafft die Welten, in denen sich Geschichten entfalten können. Frank Hänig ist der neue Ausstattungsleiter im Theater.
Mönchengladbach. „Es ist immer einfacher, Theater gegen als für etwas zu machen“, sagt Frank Hänig. 1979 ist das Jahr seiner ersten Ausstattung, damals für das Werkstatttheater des Berliner Ensembles. Theatererfahrung in der ehemaligen DDR war für den Bühnen- und Kostümbildner, mit seiner Deutung der Dramen von Goethe, Schiller oder Kleist etwas „zwischen den Zeilen“ auszudrücken.
In „der bleiernen Zeit“ der 70er Jahre, als alles in „einem stillen Gewässer zugedeckt blieb“, ging er in die innere Emigration, um doch mit seinem politischen Theater „Wellen zu schlagen“. Ab 1986 ist Frank Hänig Chefbühnenbildner am Staatsschauspiel Dresden. Dort fand er einen „offenen Ort, wo das Theater für die Menschen Kirchenersatz“ war und die Wirklichkeit mit der Wende schließlich alles, was „wir vordachten, einholte“.
Seit fünf Monaten ist Frank Hänig nun Ausstattungsleiter des Theaters Krefeld und Mönchengladbach. Nach seiner Zeit als freischaffender Künstler unter anderem in Aachen, Berlin und Stuttgart sowie Zypern und den USA kehrt er nach 15 Jahren erstmals wieder in eine feste Position als Chefbühnenbildner zurück.
Worauf er sich freut, sei die Zusammenarbeit mit neuen Regisseuren: „Das Interessante bei der Arbeit ist für mich immer, wie man sich im Team ergänzt“, sagt der neue Ausstattungsleiter. Was die Zuschauer von ihm erwarten können, löst Hänig in den Buchstaben des Wortes Theater auf: „Träume, Hoffnung, Engagement, Anregung, Tiefgang, Erotik und Ruhe finden“.
Der 1955 in Thüringen geborenen Künstler will es auch am Niederrhein schaffen, mit einem breiten Angebot alle „Generationen, Geschmäcker, Bildungsgrade“ zu treffen, ohne sich selbst zu verbiegen.
„Was Theater sein kann“, lernte Frank Hänig ab 1975 in Berlin, wo er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zunächst Architektur und dann bis 1981 Bühnenbild studierte. Als Dozent unter anderem an der TU Berlin bringt er seinen Studenten bei, was der Bühnen- und Kostümbildner neben Talent, Kreativität und Fantasie für das wichtigste Werkzeug seines Berufstands hält: Leistung und Hartnäckigkeit gegen sich selber mit den Ziel, durch „Beherrschung der Form abstrahieren zu können“.
Um sich Figuren und Szenen neuer Stücke zu nähern, geht Hänig in die Bibliothek. Recherche und Analyse sind ihm ebenso wichtig, wie die sinnliche Erfassung der Dinge durch Ohren, Augen, Händen und Herz: „Nur durch Selbermachen entsteht Neues“, sagt der Künstler.
120 Aufführungen hat der Szenograf in 30 Jahren erarbeitet — von den ersten Assoziationen und Raumvisionen über Skizzen und Modelle bis zum fertigen Kostüm und Bühnenbild. Es sind das „totale Theater“ Shakespeares und die alle Themen des Lebens umfassenden Stücke eines Strindbergs oder Ibsens, die Hänig auch in seiner Arbeit als Regisseur am meisten liebt. Vor allem aber fasziniert ihn das „Zusammenspiel aller Künste“, das durch Theater zusammen gebracht werde.