Statt Miederwaren und neuem Haarschnitt gibt es Kunst im „Lichthof“

Ob im leeren Frisiersalon oder im Herrenmodengeschäft — im „Lichthof“ locken 33 Kreative mit besonderen Ideen.

Mönchengladbach. Bevor die überdachte Gasse zwischen der Hindenburgstraße und der Steinmetzstraße — seit gut sechs Jahrzehnten als „Lichthof“ bekannt — für die „Mönchengladbach Arcaden“ abgerissen wird, nutzt der Gladbacher Kunstverein Mischpoke die leerstehende Ladenpassage drei Wochen lang als große Ausstellungsfläche.

Unter dem Titel „22 Fachgeschäfte“ präsentieren 33 Künstler in den Ladenlokalen entlang der rund 100 Meter langen Gasse ihre Arbeiten, die sich unter anderem mit den Themen Abriss und Flanieren auseinandersetzen. So hat etwa das Kölner Duo Dan Dryer in einem ehemaligen Herrenmodengeschäft die Deckenelemente abgetrennt und die komplette Fläche in leichter Schräglage im Raum platziert. Gegenüber unternahm Christian Berg, auch aus Köln, in einer ehemaligen Espresso-Bar einen eher kompromisslosen Eingriff: der Künstler zerstörte die Inneneinrichtung und entwickelte aus der Theke eine bröckelige Arbeit aus Beton und Armierungseisen.

Wo früher ein Friseursalon war, montierte der Düsseldorfer Markus Müßinghoff für seine skulpturale Arbeit „Rückbau“ die angeschraubten Platten an Wänden und an Decke ab. Damit gibt er — ein letztes Mal — den Blick frei auf den Rohbau von 1949. Auf den modularen Charakter der Fachgeschäfte im Lichthof nimmt die Rauminstallation von Uwe Esser aus Krefeld Bezug. In einem ehemaligen Miederwarengeschäft schuf er einen Salon aus drei Spiegelarbeiten.

Für weitere optische Reize sorgen unter anderem der Franzose Jean-Luc Dang, derzeitiger Atelierstipendiat der Stadt Gladbach, zusammen mit der litauischen Künstlerin Marija Lincuite. Beide zeigen in einem Ex-Fotoladen in einem Video radikal-biografische Bilder aus ihrer Heimat. Schon verspielter wirkt ein weiteres, gleichfalls interessantes Modul im Lichthof: Jeanette Schnüttgen gestaltete aus grün bemalten Pressspanplatten einen „dreidimensionalen Tannenwald“, der von einem schwarzen Farbteppich umgeben ist.

Eröffnet wird die Ausstellung im Lichthof im Rahmen der 4. Mönchengladbacher Kulturnacht „nachtaktiv“ am Samstag um 19 Uhr. kroe