Straßenverkehr: Senioren leben gefährlich
Die Zahl der älteren Verkehrsteilnehmer steigt stetig. Polizei, NEW und Eli- Klinik klären auf.
Mönchengladbach. Den 36 Seniorinnen im Bus dürfte ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen sein: Polizeihauptkommissar Erwin Hanschmann fuhr am Donnerstag mit ihnen große Kreuzungen sowie gefährliche Stellen in Mönchengladbach ab. Etwa eine Stelle in Voosen, an der 2011 zwei Senioren ums Leben kamen, sowie die Aachener Straße, wo 2012 ein Radfahrer starb. Hintergrund der Aktion: Alte Menschen leben im Verkehr besonders gefährlich. Und die Zahl der alten Menschen steigt immer weiter. Die Polizei möchte allerdings „nicht mit erhobenem Zeigefinger agieren, sondern den Senioren zeigen: Wir sind auf Eurer Seite“, so Polizeipräsident Hans-Hermann Tirre.
Nach der Busfahrt erklärte Thomas Jaeger, Chefarzt des Zentrums für Geriatrie am Elisabeth-Krankenhaus, dass durch die gestiegene Lebenserwartung immer mehr Senioren auf den Straßen unterwegs seien. „2025 werden über 80 Prozent der 80-Jährigen einen Führerschein haben“, sagt der Arzt. Er berichtete über die Unfälle von Senioren in Mönchengladbach sowie altersbedingte Einflüsse wie geringeres Reaktionsvermögen oder den Einfluss von Medikamenten.
Die 77-jährige Liesbeth Quack fand es besonders interessant, an die gefährlichen Stellen zu fahren, „da man dort in Zukunft besonders aufpasst“. Sie fährt gelegentlich noch selber Auto. Da die Anzahl der älteren Menschen im Straßenverkehr künftig rasant ansteigen wird, ist in der Stadt einiges geplant: Die NEW fährt schon jetzt Altenclubs an, um mit ihnen Rollatorentraining durchzuführen. Die Polizei schult Busfahrer im Umgang mit Älteren. Es soll mehr altersgerechte Haltestellen mit einem höheren Bordstein geben. Und in zwei Jahren sollen alle Busse eine Rampe haben, in die behinderte und alte Menschen problemlos einsteigen können.
Polizist Hanschmann hält Vorträge in Seniorenclubs. Mit der Hochschule Niederrhein hat die Polizei einen Alterssimulationsanzug entwickelt. Der soll Fahrschülern zeigen, wie sich das Leben als Senior anfühlt.