Streit unter Tierschützern
Die Vorsitzende des Tierschutzvereins hat dem Heimleiter fristlos gekündigt.
Mönchengladbach. An ruhiges Arbeiten mit den Tieren ist momentan nicht zu denken. In den vergangenen Tagen haben sich die Ereignisse derart überschlagen, dass das Klima zwischen den Angestellten und dem Trägerverein des Tierheims vergiftet ist. Das gipfelte jetzt in der fristlosen Entlassung des bisherigen Tierheimleiters Klaus Kohberger - nach nur vier Monaten im Amt.
Hintergrund der jüngsten Eskalation dürfte sein, dass er die ehemalige Tierheimleiterin und Vorsitzende des Trägervereins Charlotte Kaufmann angezeigt hat. "Auf ihre Anweisung sind im Heim lebende Kaninchen ausgesetzt worden. Das ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und dem muss ich nachgehen", sagt der entlassene Tierheimleiter gegenüber der WZ.
Er wirft Charlotte Kaufmann zudem vor, ihn in seiner Arbeit behindert und in seinem Verantwortungsbereich so eingeschränkt zu haben, dass er seine Arbeit kaum gewissenhaft habe erfüllen können. "Sie hat mir sogar vorgeschrieben, wann ich ans Telefon gehen darf und wann ich den Anrufbeantworter abzuhören habe", sagt er. Zudem sei ihm untersagt worden, Gassigänger mit in die Arbeit im Tierheim einzubinden. Auch von Tieren, die sich gegenseitig anstacheln und nicht voneinander getrennt werden, ist die Rede.
Die Stadtpressestelle bestätigt, dass das Veterinäramt eingeschaltet ist und den Vorwürfen nachgeht. "Das haben wir auch in der Vergangenheit getan, wenn es Hinweise gab. Etwas zu beanstanden gab es bisher jedoch nie", sagt Stadtsprecher Dirk Rütten.
Das Tierheim wird vom Tierschutzverein Mönchengladbach getragen. Er finanziert sich aus den Zuwendungen von 70 Fördermitgliedern und einer Unterstützung der Stadt von jährlich 90.000 Euro. Dafür verpflichtet sich der Verein, kommunale Aufgaben zu übernehmen, etwa Fundtiere aufzunehmen.
Charlotte Kaufmann verwahrt sich im Gespräch mit der WZ gegen die Vorwürfe, Tiere ausgesetzt oder dies angeordnet zu haben. "Ich habe nie ein Tier ausgesetzt. Die zwei Kaninchen, von denen Herr Kohberger spricht, sind in einem großen, umzäunten Außengelände, weil sie sich mit anderen Kaninchen nicht vertragen haben. Sie haben ein eigenes Häuschen und bekommen regelmäßig Futter", sagt Kaufmann.
Als sie dies am Donnerstag dem Veterinäramt zeigen wollte, war die Einrichtung des Freigeheges teilweise entwendet, sagt sie, teilweise in Müllcontainer auf dem Gelände geworfen worden. "Inzwischen wissen wir, welche Mitarbeiterin das getan hat. Sie wollte damit wohl mir und dem Vorstand schaden", sagt die Vereinsvorsitzende. "Ich bin zutiefst traurig über so ein Verhalten."
Am Freitag wurden laut Kaufmann alle Reifen am Wagen der kommissarischen Heimleiterin und am Wagen eines weiteren Vereins-Mitglieds zerstört. Auch seien vor dem Heim Rosen- und Weinsträucher abgeschnitten worden.
Um in Zukunft wieder in ruhiges Fahrwasser zu kommen, überlegt der aus sieben Mitgliedern bestehende Verein, sich mittelfristig für neue Mitglieder zu öffnen.
In Krefeld ist das bereits der Fall. Hier gibt es rund 650 zahlende Mitglieder - allerdings ohne Einfluss auf die Arbeit im Tierheim. Ein anderes Konzept gibt es im Tierheim Nettetal (zuständig für den Kreis Viersen). Dort sind alle Kommunen des Kreises Mitglied im Vorstand.