Tankbetrüger werden dreister

Immer häufiger verwenden Benzindiebe geklaute Nummernschilder. Die Aufklärungsquote ist stark gesunken. Ein Tankstelleninhaber packt nun aus.

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Andreas K. (richtiger Name der Redaktion bekannt) ist seit über einem Jahrzehnt Inhaber von mehreren Mönchengladbacher Tankstellen eines großen Mineralölkonzerns. Er kennt sich aus in dem Geschäft mit dem Benzin und lässt sich nur von wenigen Dingen aus der Ruhe bringen. Doch wenn er über Tankbetrug spricht, dann platzt ihm sprichwörtlich der Kragen.

Er ist es auch leid, um das Thema den Mantel des Schweigens zu hüllen — so wie es die großen Mineralölkonzerne aus Image-Gründen am liebsten tun würden —, sondern will seinem Unmut endlich einmal Luft machen. „Jede Woche machen sich pro Tankstelle zwei Autofahrer den Tank voll und rauschen ohne zu bezahlen weg. Wenn man mehrere Tankstellen besitzt, dann läppert sich das“, sagt er.

Jeder Fall von Tankbetrug verursache einen Schaden zwischen 80 und 100 Euro. „Das sieht für einige vielleicht aus wie eine Lappalie. Aber bei fünf, sechs Tankstellen kommt einiges zusammen“, sagt K..

Auch die Strafanzeigen verliefen zumeist im Sande. „Ich hab hier einen ganzen Stapel mit Briefen der Staatsanwaltschaft liegen, in denen mir mitgeteilt wird, dass das Verfahren eingestellt wurde“, sagt er. Vermutlich seien die Behörden auch mit dieser Flut an Anzeigen überfordert.

Bei der Mönchengladbacher Polizei beobachtet man bei relativ konstanten Fallzahlen, dass die Benzindiebe anscheinend immer dreister vorgehen. Für ihre Aktionen verwenden die Täter immer häufiger gestohlene oder gefälschte Nummernschilder. „Das erschwert die Aufklärung und führt dazu, dass sich unsere Aufklärungsquote deutlich verschlechtert hat“, sagt Peter Spiertz, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Lag die Quote aufgeklärter Tankbetrugsfälle im Jahr 2012 noch bei guten 55 Prozent, so sank sie im vergangenen Jahr auf 40 Prozent. Für Spiertz spielt dabei die zuletzt an vielen Tankstellen ausgebaute Videoüberwachung eine Rolle. „Die Überwachung schreckt viele mögliche Tankbetrüger unbestritten ab. Aber als Reaktion auf die verbesserte Videoüberwachung verwenden die dreisteren Täter nun geklaute Nummernschilder, was am Ende wiederum die Aufklärung erschwert“, sagt Spiertz. Denn in solchen Fällen helfe das beste Videomaterial nichts, wenn sich der Täter zusätzlich auch noch maskiere.

Tankstelleninhaber Andreas K. sieht die Videoüberwachung hingegen kritisch. „Diese ganzen Aufzeichnungen bringen bei geklauten Nummernschildern oft nichts. Es gibt ja in Gladbach nicht nur zwei Golfs in Silbermetallic“, sagt er.

Stattdessen schlägt er ein System mit Schranken vor, die beim Tankvorgang vor und hinter dem Wagen automatisch heruntergelassen werden. „Erst wenn der Fahrer bezahlt, gehen die Schranken dann wieder hoch“, sagt K.. Das System könnte schnell umgesetzt werden und wäre auch nicht besonders teuer. Von Schranken, die das komplette Tankstellengelände einzäunen hält er dagegen nichts. „Das ist nichts praktikabel und wäre zudem viel zu gefährlich.“

Die finanziellen Schäden, die durch Tankbetrug entstehen, bekomme K. zwar nach einer Anzeige bei der Polizei vom Mineralölkonzern erstattet. Doch dauere dies extrem lange. „Zwischen sechs Monaten und einem Jahr muss ich meistens darauf warten“, sagt er. Aus diesem Grund und weil er keine Lust mehr habe, andauernd zur Polizei zur fahren, zeigt er mittlerweile die kleineren Fälle auch nicht mehr an. „Damit beschäftige ich mich nicht mehr. Denn dafür ist mir meine Zeit inzwischen zu kostbar.“