Theater: Premiere im Nordpark
Im Nordpark feierten „Die Troerinnen“ des Euripides Premiere. Bühnenbildner Klimek hat dem Regisseur Klimek die Bühne gebaut, die der für seinen respektvollen Umgang mit dem Übersetzer Klimek braucht.
Mönchengladbach. Die Tragödie "Die Troerinnen" des Euripides, uraufgeführt 415 v. Chr., ist eher Klagelied als Drama. Regisseur Bruno Klimek, auch Übersetzer der Spielfassung und Bühnenbildner, vertraut so sehr dem Text, dass er den Akzent der Inszenierung für das Theater auf die Sprache legt. Die Vernachlässigung szenischer Mittel lastet schwer auf der Aufführung.
Der Krieg um Troja ist aus, die griechischen Sieger verteilen die Beute. Die trojanischen Frauen, die ihre Familien verloren haben, warten auf Nachricht, welchem Griechen sie als Sklavin oder Konkubine zugeteilt werden.
Zuerst tritt Hekabe (Ines Krug) auf, die Witwe König Priamos’. Ihre Mundwinkel sind gramvoll heruntergezogen. Ihre Tochter Kassandra (Floriane Kleinpaß) lacht wie wahnsinnig. Die Seherin weiß schon um ihren gewaltsamen Tod an der Seite Agamemmnons in Mykene.
Andromache (Esther Keil), Witwe des Königssohns Hektors, muss den Tod ihres Sohnes Astyanax (Paul Klappmeyer) erdulden. Die Griechen wollen damit Troja jeglicher Zukunft berauben. Andromaches Ohnmacht berührt am meisten.
Helena (Anja Barth), derentwillen der Krieg begann, weil sie mit dem Trojaner Paris dem Gatten Menelaos entfloh, versucht eine Verteidigungsrede. Doch Hekabes Antwort ist eindeutig: "Töte sie", fordert sie Menelaos auf.
Bühnenbildner Klimek hat dem Regisseur Klimek die Bühne gebaut, die der für seinen respektvollen Umgang mit dem Übersetzer Klimek braucht. Im schlichten schwarzen Raum ist zentrales Element ein Podest, eine Rednertribüne. Von hier aus richten alle das Wort ans Publikum. Dialogische Elemente werden nicht in Handlung übersetzt. Kaum ein Blick wird gewechselt. Keine Gänge außer notwendigen unterbrechen den Text. Man könnte phasenweise die Augen schließen.
Der Frauenchor sitzt starr an den Seiten. Möglichkeiten der Dynamisierung - verschenkt. "Theatralen Aktionismus" habe Klimek vermeiden wollen, so das Programm. Aber es liegen Welten zwischen Aktionismus und reduzierter Inszenierung.
Klimeks neue Übersetzung erleichtert den Zugang, immerhin. Man versteht, was das Gestern mit dem Heute verbindet: Auch die Opfer lernen nichts aus ihrer Gewalterfahrung, das Prinzip Gewalt bleibt unangetastet.
Aufführungen: 9. April; 12., 14. Mai. Karten: RY 6151100.