Theater vor Gericht: Am Sonntag vor dem Kadi

„Der Fall Adam“ war für die Landgerichtspräsidentin so etwas wie ein gelungener Abschied.

Mönchengladbach. Ein ungewohntes Bild. Trauben von Menschen vor dem Landgericht - und das am Sonntag. Bereits um zehn Uhr warten Menschen in Schneetreiben und in Eiseskälte auf Einlass, um viertel vor elf Uhr klebt ein großes Schild an den Scheiben: "Wegen Überfüllung geschlossen."

Doch verhandelt wird nichts Spektakuläres, kein Raub, kein Mord, und keine Entführung. Es geht um den Dorfrichter Adam, der in Heinrich von Kleists Drama Schuld daran war, dass ein Krug zu Bruch ging, die Ehre einer Jungfrau, eine Verlobung und die Ordnung in dem kleinen Ort namens Huisum.

Weil er sich damals, vor 200 Jahren - oder am Ende der Aufführung im Theater - aus dem Staub machte, muss er sich nun verantworten. Doch vor dem Großen Schwurgerichtssaal stehen lächelnd Dorle O’ Mahony und Dorle Beckers, die sonst bei den Premierenbesuchern im Parkett die Eintrittskarten kontrollieren und die Plätze anweisen.

Und es kommt zu Tage, dass es noch eine Wahrheit hinter der Kleistschen Wahrheit geben könnte: Eve und Ruprecht sollen beide Adams leibliche Kinder sein, weil man vor 200 Jahren Unfruchtbarkeit des Partners nicht medizinisch behandeln konnte... In jener Nacht wollte er Eve darüber unterrichten.

Und so wundert das milde Urteil nicht: ein Jahr vier Monate auf Bewährung.

Lustspiel: Im März hatte der zerbrochne Krug Premiere am Gladbacher Theater. Weitere Aufführungen: Am 26. April, 11. und 23. Mai, sowie am 11., 12., und 20. Juni.

Inhalt Es geht um einen Richter, der sein Amt missbraucht, eine junge Frau sexuell zu nötigen und seine Tat zu verschleiern.

Strafprozess Das Landegericht Mönchengladbach "verurteilte" ihn zu einer Bewährungsstrafe.