Kriminalität: 260 Bankkunden betrogen
Eine von Mönchengladbach aus agierende Bande hat bundesweit Kredit- und EC-Karten gefälscht und eine halbe Million von den Konten abgehoben.
<strong>Mönchengladbach. Zwei bundesweit tätige Banden sollen von Mönchengladbach aus mit gefälschten EC-Karten rund 260 Bankkunden um insgesamt eine halbe Million Euro geprellt haben. Das berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag auf einer Pressekonferenz. "14Täter wurden zu Haft- oder Bewährungsstrafen verurteilt, gegen weitere Verdächtige ermitteln wir", sagte Staatsanwalt Patrick Rieck.
Polizei-Ermittler Hajo Hackin berichtet, dass die Opfer "so gut wie keine Chance gegen die Masche" hatten. Die 20 bis 40 Jahre alten Verdächtigen hatten Lesegeräte in die Karten-Türöffner am Eingang von Banken eingebaut, um die Daten abzuscannen.
Diese manipulierten Lesegeräte wurden wie eine zweite Haut über die eigentliche Kartenleser gesetzt. "Ein einfacher Tonkopf aus einen Kassettenrekorder, eine kleine Platine mit entsprechender Software und ein Handy-Akku zur Stromversorgung reichen schon aus, um die Karten zu kopieren", sagt Hackin: "EC- und Kreditkarten sind gegen ein ungewolltes Kopieren absolut nicht gesichert."
Die von dem Magnetstreifen kopierten Daten übermittelten die Täter mit handelsüblichen Kartenschreibgeräten auf Payback-Karten. Es dauere keine Minute, den Magnetstreifen auf Paybackkarten zu löschen und neu zu bespielen. Mit dieser Masche hoben die Täter in 2300 Fällen an Geldautomaten im Ausland hohe Beträge ab.
Die benötigten Pin-Nummern spionierten die Täter aus. "Über den Geldautomaten oder irgendwo im Vorraum der Bank - etwa in Rauchmeldern oder Bildern versteckt - installierten sie winzige Kameras, mit denen sie das Eintippen der Pin filmten.
Zum ersten Mal waren entsprechende Fälle im November 2005 in Gladbach und Willich aufgetreten. Ab Januar 2007 nahm die Zahl sprunghaft zu. Es gab ähnliche Fälle in Viersen, Neuss, Frankfurt am Main sowie in Bayern.
Drei Monate später konnten zwei Verdächtige auf frischer Tat in Düsseldorf festgenommen werden. In den folgenden Monaten wurden die zwölf weiteren Mitglieder einer ersten Bande verhaftet. Sie sollen 98 Bankkunden um 120 000 Euro geprellt haben.
Die Täter, die alle aus dem kleinen rumänischen Dorf Bacao stammen, wurden später zu Höchststrafen von fünf Jahren verurteilt. Insgesamt kennt die Polizei Namen von rund 30weiteren Verdächtigen aus dem Dorf. "Langsam haben wir das Gefühl, dass in dem Dorf im Matheunterricht nicht das Einmaleins, sondern das Kopieren von EC-Karten gelehrt wird", so Hackin.
Die Ermittlungen gegen die Bande führten die Fahnder auf die Spur einer zweiten Tätergruppe, die von Mönchengladbach aus agierte und aus Bacao stammt. Auch hier seien bereits mehrere Verdächtige festgenommen worden, darunter die 67Jahre alte Mutter des Bandenchefs.
Sie wurde eingesetzt, um das ergaunerte Geld nach Rumänien zu transportieren. Für die 30000 Euro, die sie am Düsseldorfer Flughafen bei sich hatte, gab sie eine einfache Erklärung. "Es sei Geld, um in Deutschland ein Auto zu bezahlen. Da sie aber kein Schönes gefunden habe, reise sie nun unverrichteter Dinge wieder ab", erzählt Hackin.