Tischler mischen Möbel
Mit einem Wettbewerb im Internet ringt die Innung um Azubis und Anerkennung. Die Nachwuchs-Kampagne besteht aus zwei Bausteinen und wendet sich an unterschiedliche Zielgruppen.
Mönchengladbach. Tischfußball trifft auf Chippendale-Schrank, und Kommode verbindet sich mit Bierausschank. Das ganze nennt sich Möbel-Mashing, und jeder kann das Entstehen dieser merkwürdigen Kombinationen im Internet verfolgen.
Das garantiert einen hohen Aufmerksamkeitsgrad in einem für die Tischler-Innung ungewöhnlichen Medium, und das ist von dieser auch durchaus erwünscht: "Wir wollen etwa Freches, Fetziges anbieten und wir wollen es dort anbieten, wo unsere Zielgruppe ist: im Internet", sagt Hans-Wilhelm Klomp.
Der Obermeister der Tischler-Innung in Mönchengladbach meint damit die Image-Kampagne, die vom Fachverband Tischler-NRW entwickeln wurde. Sie solle auf witzige und unkonventionelle Art Einblicke in den Tischler-Beruf vermittelt und "zeigen, dass er modern ist, Spaß macht und Anerkennung bringt", so Klomp.
Die Nachwuchs-Kampagne besteht aus zwei Bausteinen und wendet sich an unterschiedliche Zielgruppen. Baustein eins ist ein Wettbewerb zwischen jungen Tischler- und Schreiner-Teams, der jugendliche Chatroom-Nutzer erreichen soll. Für die Teilnahme am so genannten Challenge haben sich Auszubildende bei einem Casting im "Schüler-VZ" beworben.
Mittlerweile kann jeder auf youtube verfolgen, welche verschiedenen Wettkampfaufgaben die beiden Teams bis zum Finale in fünf Wochen lösen müssen. Das ganze läuft dort unter dem Namen "Tischler vs. Schreiner". Dazu gehört auch das Möbel-Mashing: Mit viel Kreativität und Berufs-Know-how sollen die Nachwuchs-Handwerker Kicker und Chippendale-Schrank zu einem Möbelstück machen.
Eine andere ungewöhnliche Aufgabe ist es Bo, dem Hund von Obama, eine neue Hundehütte zu bauen: "Die werden wir dem amerikanischen Präsidenten sogar zuschicken", verspricht Klomp. Am Ende dürfen alle Schüler-VZ-Nutzer über die Gewinner abstimmen.
Zweiter Baustein der Image-Kampagne ist der Berufsbildungsordner unter dem Titel "Tischler - Der kreative Beruf mit Zukunft", der an Lehrer weiterführender Schulen in Mönchengladbach geht. Er bietet auf 120 Seiten Unterrichtsmaterialien zur Berufsorientierung und konkrete Arbeitsmaterialien: "Wir wollen schon in Klasse 8 für den Tischlerberuf werben", sagt Klomp.
Der Grund für die Kampagne: Das Tischler-Handwerk hat Nachwuchssorgen. In den letzten zehn Jahren haben die Auszubildendenzahlen bundesweit um 60 Prozent abgenommen: "Aufgrund der demografischen Entwicklung und immer weniger Schulabgängern erwarten wir einen weiteren Rückgang", betont Klomp.
Ob durch die Nachwuchswerbung mehr Jugendliche Tischler oder Schreiner werden wollen, ist dem Innungs-Obermeister ganz egal: Beide Namen stehen für den selben Beruf und werden nur regional unterschieden.