Tod durch Raser: Zeugen gesucht

Die Polizei erhofft sich Erkenntnisse durch neue Hinweise, sagt aber auch: „Es gibt keine Raserszene in Mönchengladbach.“

Foto: Reichartz

Gab es eine Verabredung für das illegale Autorennen Freitagnacht auf Fliethstraße? Für die 17-köpfige Ermittlungskommission, die auch wegen Mordes ermittelt, ist das eine zentrale Frage. Um sie beantworten zu können, hofft die Polizei auf weitere Zeugen. Stellvertretender Polizeipräsident Thomas Dammers, Ingo Thiel, Leiter der Ermittlungskommission, und Staatsanwalt Stefan Lingens gaben gestern weitere Details über das tödliche Unglück bekannt, das bundesweit für Schlagzeilen sorgt.

Fest steht, dass alle drei mutmaßlichen Raser am Freitag kurz vor dem Unfall, der um 23.15 Uhr gemeldet wurde, sich bei McDonalds an der Korschenbroicher Straße aufgehalten hatten. Alle drei hatten ihre Autos im Bereich Rahracker abgestellt. Ob sich die Fahrer dort oder im Restaurant verabredet haben, muss noch ermittelt werden. Dammers: „Dafür suchen wir dringend Zeugen.“ Gleichzeitig wird Videomaterial ausgewertet.

Begonnen haben soll das Rennen an der Ampel hinter der Unterführung und dem Übergang von der Korschenbroicher Straße zur Fliethstraße. Möglicherweise haben sich die drei Wagen dort zum Start aufgestellt. Der silberne Seat mit KK-Kennzeichen, gefahren von einem 25-Jährigen aus dem Kreis Viersen, stand rechts auf der Abbiege-Spur. Auf den beiden Geradeausspuren befanden sich der rote Golf GTI, an dessen Steuer ein 22-Jähriger aus Mönchengladbach saß, und der schwarze Seat des 28-jährigen Unfallfahrers aus Schwalmtal. Vor Letzterem soll ein schwarzer Kombi gewartet haben, dessen Fahrer noch als Zeuge gesucht wird. Alle drei am Rennen Beteiligten fuhren nach bisherigen Erkenntnissen geradeaus los, der Fahrer des silbernen Seats verkehrwidrig. Um zu überholen oder weil er abgedrängt wurde, steuerte der schwarze Seat dann laut Thiel mit mindestens 90 km/h auf die Gegenspur — trotz des nahenden Gegenverkehrs, trotz Fußgängerquerungen.

Bei der Polizei sollen nach dem tödlichen Unfall stapelweise Hinweise auf illegale Autorennen in der Stadt eingegangen sein. Doch Dammers und Thiel versicherten: „In Mönchengladbach gibt es keine Raser-Szene.“ Die Polizei kontrolliere regelmäßig mögliche Treffpunkte, habe bisher aber keine Auffälligkeiten ausmachen können. Thiel: „Wir haben eine Tuning-Szene. Aber das sind Leute, die stolz ihre Autos zeigen.“ Der Golf-GTI-Fahrer soll zu dieser Gruppe gehören. Doch auch die Grünen berichten von vielen Beschwerden über Raser. „Auch wenn die Polizei die Auffassung vertritt, dass in anderen Städten größere Probleme mit privaten Autorennen bestehen, existiert in unserer Stadt offensichtlich eine nennenswerte Szene von Rasern, die derartige Rennen veranstalten“, so Ratsherr Bernd Meisterling-Riecks, der Mitglied im Polizeibeirat ist. Die Polizei stünde der Situation allerdings häufig machtlos gegenüber und könne nur reagieren, so der Grünen-Politiker.