Tüv Nord baut Personal ab

Den Mitarbeitern von Bildungszentren wird das Gehalt gekürzt. Am Dienstag protestierten die Beschäftigten.

Mönchengladbach. Vor dem Haus Erholung sammeln sich die Tüv-Mitarbeiter. Sie halten Plakate hoch: „Pleitespezialist“ steht da und „Ausbeutung Tüv geprüft“. Es wird geklappert und gepfiffen. Die Mitarbeiter der Bildungszentren des Tüv Nord wollen sich gegen Stellenabbau und Gehaltskürzungen zur Wehr setzen.

Eine, die protestiert, ist Luise Wasilewski. Sie arbeitet seit zwei Jahren im Bildungszentrum Hückelhoven, das zu den Schließungskandidaten gehört, und sagt: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

Der Tüv Nord hatte erst im vergangenen Jahr die Bildungseinrichtungen von der RAG Bildung übernommen. Jetzt sollen bis zu 450 der 1.500 Stellen gestrichen werden. Die Bildungszentren des Tüv Nord stecken in einer finanziellen Klemme. Als Grund werden von den Verantwortlichen in den Chefetagen massive Reduzierungen der Weiterbildungsmaßnahmen durch die Agentur für Arbeit genannt.

In der nicht öffentlichen Betriebsversammlung sagte der Vorstandsvorsitzende des Mutterkonzerns Tüv Nord AG, Guido Rettig, laut Teilnehmern, er habe „schlaflose Nächte“ gehabt. Schuld sei die Politik. Ihm seien die Hände gebunden. „Sorry, da kann man nichts machen.“

Mitarbeiter sprechen davon, dass die Aufträge um die Hälfte zurückgegangen sind. „Man wird die Zeitverträge auslaufen lassen“, meint Betriebsrat Jürgen Gerlach. Die Schließung des Mönchengladbacher Bildungszentrums an der Boettgerstraße mit rund 20 Mitarbeitern scheint zwar vorerst vom Tisch. Die Unsicherheit aber bleibt.

„Ich weiß nicht, womit ich im nächsten Jahr meine Brötchen verdiene“, sagt Sozialpädagoge Frank Lewin, der seit fünf Jahren Jugendliche fit für den Arbeitsmarkt macht, „das nagt.“ Und es gibt dem Problem eine besondere Dimension, wenn diejenigen, die bisher mit Arbeitslosen gearbeitet haben, jetzt selbst von Arbeitslosigkeit bedroht sind.

Auch die Gehaltskürzungen, die die Geschäftsführung des Tüv Nord durchsetzen will, bereiten der Belegschaft große Sorgen. „Dann bleibt ab dem 15. der Kühlschrank leer“, sagt Thomas Wasilewski. „Ich bin Alleinverdiener und habe drei Kinder. Mit 15 Prozent weniger kann ich nicht auskommen.“ Dann werde der Staat aufstocken müssen. „Aber warum soll der Staat den Tüv subventionieren?“, fragt er.