Tulpenstraße: Ärger um Parkblöcke
Alternierend angelegte Vierer-Parkblöcke sollen den Verkehr auf der Straße beruhigen, doch sie nehmen auch die Sicht.
Lange Zeit wurde auf der Tulpenstraße in Bettrath zu schnell gefahren. Außerdem wurde die Anliegerstraße, die zu einem Kindergarten und einem Spielplatz führt, auch noch als Abkürzung zwischen Von-Groote-Straße und Hovener Straße genutzt. Als die Nachricht kam, dass die Straße eine neue Fahrbahndecke bekommen soll, fragte ein Anwohner nach, was man denn gegen die Raser zu tun gedenke.
Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer bedankte sich für den vorzeitigen Hinweis und ging mit dem Anliegen zu den städtischen Planern. Die entwarfen verschiedene Varianten zu einem versetzten Parken auf der Straße. Die erzwungene Slalomfahrt sollte die Raser stoppen und dafür sorgen, dass die Straße nicht mehr so gerne als Abkürzung genommen wird.
Dieses Ziel wurde jetzt mehr als erreicht: Regelmäßig stecken Autofahrer in der Straße fest. Schuld sind die versetzten Vierer-Park-Blöcke, die die Sicht auf Gegenverkehr nehmen. Die Anwohner kannten den Plan. Eines Tages fanden sie einen Zettel des Verkehrsplanungsamtes im Briefkasten. Danach sollten auf dem kurzen Stück zwischen Oberstraße und Alfons-Schulz-Straße drei, gegeneinander versetzte Park-Quadrate für je vier Fahrzeuge entstehen.
„Irrtümlicherweise nahmen wir an, dass dieser Vorschlag wohl nie Realität würde, da ja in dem Begleitschreiben vorab eine Bürgerversammlung mit den Bezirksvertretern und den betroffenen Anliegern stattfinden sollte“, berichtet Anlieger Hans Kemp. Doch dieses Treffen habe nie stattgefunden. Stattdessen rückten auf einmal die Maler an und zogen die weißen Striche auf der Straße.
„Jetzt wird bei uns zwar langsamer gefahren, aber dafür ist durch die versetzten Vierer-Park-Blöcke eine unübersichtliche und damit gefährliche Verkehrssituation entstanden“, sagt Kemp. Wer jetzt auf der Tulpenstraße unterwegs ist, sieht nur geparkte Fahrzeuge und kann nicht erkennen, ob hinter dem nächsten Vierer-Block jemand entgegenkommt.
„Es kommt öfters vor, dass sich Fahrzeuge zwischen den Park-Blocks festfahren“, berichtet Hans Kemp. Einmal sei die Situation so verquickt gewesen, dass besonders eilige Autofahrer über den Bürgersteig fuhren, um das „Knäuel“ zu entwirren. „Wenn man dann daran denkt, dass hier Mütter mit ihren kleinen Kindern auf dem Weg zum Kindergarten mit Kinderwagen, Roller oder Fahrrad unterwegs sind, kann einem angst und bange werden“, sagt Kemp.
Was für viele Anwohner „Humbug zum Quadrat“ ist, nennt Bezirksvorsteher Krichel-Mäurer eine „Erfolgsgeschichte“. „Nachfolgende Messungen haben ergeben, dass Dreiviertel aller Fahrzeuge auf der Straße jetzt mit weniger als 25 km/h unterwegs sind. Genau das wollten wir erreichen.“ Gefährliche Situationen auf der Straße gibt es nach Ansicht von Krichel-Mäurer nicht. Man müsse sich an die neue Situation nur gewöhnen. Zu der Frage, warum die angekündigte Bürgerversammlung nicht stattfand, sagt der Bezirksvorsteher, dass der Brief und die entsprechende Mitteilung nicht von ihm stamme. Und es sei durchaus üblich, dass einfache Straßenmarkierungen ohne Bürgerversammlung oder entsprechende Beschlüsse in der Bezirksvertretungssitzung umgesetzt werden. Krichel-Mäurer: „Wir haben den Plan den Fraktionssprechern vorgelegt. Die fanden: Das macht Sinn. Und deshalb wurde der Plan auch umgesetzt.“
Nicht nur Kemp wehrt sich gegen die derzeitige Verkehrssituation, auch andere Anlieger sind sauer. Aber selbst ein Ortstermin mit Politikern und Anwohnern brachte keine Bewegung ins Spiel. Alle Einwände seien abgetan worden, sagt Kemp. Und er fragt: „Muss denn erst etwas passieren, bevor sich etwas ändert?“
Übrigens: Die Anwohner der Tulpenstraße warten schon gespannt auf den ersten Schnee. „Dann machen sich die aufgemalten weißen Vierer-Park-Blocks besonders gut: weiße Striche auf weißem Grund. Dann weiß niemand mehr, wo er fahren oder parken soll.“