Veilchendienstagszug: Doch lieber fiere statt wirrke
Kunterbunt, aber auch kritisch gaben sich die Narren – und begeisterten.
Mönchengladbach. "Halt Pohl" riefen Zugleitung und Polizisten der Reiterstaffel beinahe gleichzeitig über die Straße. Und damit war der Startschuss für den Veilchendienstagszug, der sich einmal quer durch die Mönchengladbacher Innenstadt schlängelt, gefallen. Mit nur vier Minuten Verspätung, denn der Zug startete erst gegen 13.16 Uhr, lagen Zugleiter Elmar Eßer und sein Team gut in der Zeit. Immerhin mussten zahlreiche Wagen, Fußgruppen und Musikkapellen sortiert und der Reihe nach aufgestellt werden.
Hunderttausende Besucher schienen vom schönen Wetter inspiriert und strahlten, als schließlich die ersten Wagen die Lüpertzender Straße entlang rollten. Thematisch waren den Karnevalisten wieder keine Grenzen gesetzt. Allerdings orientierte sich gleich die dritte Fußgruppe am Sessionsmotto "Jlabbach lott jonn - wirrke und fiere." Wenn auch in abgewandelter Form, denn die Frauen der Karnevalsgesellschaft Schöpp op Eicken traten mit einem gelben Bauhelm auf dem Kopf und in einen Blaumann samt Karohemd gekleidet auf die Straße. Sie verkündeten auf zahlreichen Plakaten: "Uum Weihnachtsmarkt, zur Hockey- WM, zum Stadtschützenfest und zum Karneval ist hier Baustelle". Natürlich lieferten sie auch die Begründung: "Bauarbeiter haben’s lieber so: Fiere statt wirrke."
Auch das geplante Einkaufscenter ECE war Thema einiger Mottowagen. So fragte man sich kritisch: "Wird ein Traum wahr - ECE-Center?" und auf dem Wagen des Forums Mönchengladbach guckten zwei rosafarbene Schweine bereits in die Röhre. Denn die beiden Tierchen, mit der Aufschrift Einzelhandel, hatten ihren Kopf tief in ein dunkles Kaminrohr namens ECE gesteckt.
Von Luftschlössern sprachen Vertreter, die ihren Wagen in eine übergroße und strahlend blaue Wolke verwandelt hatten. Hier wollte man aufräumen mit den scheinbar utopischen Träumen der Mönchengladbacher und ließ weder einen CDU-Oberbürgermeister-Kandidaten noch einen UEFA-Cup Platz der Borussia oder eine schuldenfreie Trabrennbahn als realistisch erscheinen.
Auch die Fußgruppen hatten sich Gedanken gemacht. Hier setzte man vor allem auf bunte und phantasievolle Kostüme. So hatten Vertreter der Hauptschule Kirchhecke Lehrer und Schüler in laufende Farbpaletten und Pinsel verwandelt, um die Stadt zu verschönern. Die Karnevalisten von Ruet Wiss Okerke präsentierten sich als schillernde Königin Kleopatra und zogen eine goldglänzende Sphinx hinter sich her. Das wohl praktischste Kostüm hatten die Karnevalsfreunde aus Mettlach/Saar. Sie trugen weite Ballkleider aus einfachen Plastiktüten. Den Höhepunkt des Zuges bildeten die Prinzenpaare der Stadt.
5,5 Kilometer ist der Zugweg alljährlich lang. Er schließt die gesamte Innenstadt ein.
69 Festwagen und 39 Bagagewagen sowie 67 Fußgruppen warendiesemal beim Zug dabei. Dazu kamen 25 Tanz- und Funkengarden.Insgesamt machten etwa 4100 Narren mit.
71 Traktoren zogen die geschmückten Wagen. Ebenfalls im Einsatz: Rund 80 Pferde.
31 Musikkapellen sorgten für die richtige Stimmung mit Klassikern und neuen Hits.
22 Autos musste die Polizei abschleppen lassen, damit derLindwurm sich durch die Straßen schlängeln konnte. "Das ist sehrwenig", so die Behörde.