Verkehr: Mit dem Rollstuhl in den Bus – das ist nicht so leicht

Die neuen Fahrzeuge haben Rampen, die nicht einfach zu bedienen sind. Deshalb kann geübt werden.

Mönchengladbach. Wenn Gerhard Reichertz mit dem Bus unterwegs ist, plant er viel Zeit ein. Notfalls muss er nämlich mehrere Busse abwarten, ehe Platz genug für ihn und seinen elektrischen Rollstuhl ist. Weniger Probleme wird er in Zukunft mit der Rampe haben, über die die modernen NVV-Busse verfügen.

Beim Training, das die NVV jetzt für Rollstuhlfahrer und Rollator-Nutzer angeboten hat, konnte er in Ruhe den Ablauf üben. "Im normalen Busbetrieb geht es hektisch zu, da kann man so etwas nicht ausprobieren", sagt der Rheydter Reichertz, der seit einem Dreivierteljahr auf einen Rollstuhl angewiesen ist.

140 der 205 NVV-Busse verfügen über eine Rampe am hinteren Ein- und Ausstieg, die von Hand ausgeklappt werden kann. Rollstuhlfahrer können so von den hohen Bordsteigen der Bussteige aus in den Bus fahren.

Hilfe brauchen sie allerdings trotzdem. Denn die Rampe ist im Boden des Busses eingelassen und muss von Hand ausgeklappt werden. Das kann entweder eine Begleitperson oder der Busfahrer machen - oder auch andere Fahrgäste. "Die meisten sind hilfsbereit, wenn man sie anspricht", berichtet Gerhard Reichertz.

Erkennbar sind die Busse mit Rampe am blauen Aufkleber, der einen Rollstuhl zeigt. Allerdings werden erst in drei bis vier Jahren wirklich alle Busse mit der Einsteighilfe ausgerüstet sein.

Damit wird das Leben für die Gehbehinderte etwas leichter, aber noch nicht problemlos. Die Schwierigkeiten sind vielfältig: Die Bussteige sind an vielen Haltestellen zu schmal. Denn Rollstuhlfahrer brauchen mehr Platz zum Manövrieren.

Auch am Europaplatz gibt es diese Probleme, weswegen die NVV das Training am Rheydter Busbahnhof anbot. Ganz kritisch wird es in den ländlichen Regionen, wo es gar keinen Bussteig gibt. Hier hilft auch die Rampe nicht mehr.

Die meisten Rollifahrer meiden Hauptverkehrszeiten. "In der dann herrschenden Hektik und Fülle ist man im Rollstuhl automatisch ein Hindernis", berichtet Albert Sturm, auf dessen Initiative hin das Rampentraining für Rollstuhlfahrer zustande kam.

"Die Blicke, die man dann abbekommt, sagen viel aus." Auch wenn schon ein Kinderwagen im Bus ist, lassen die Rollstuhlfahrer den Bus lieber vorbeifahren und warten auf den nächsten, weil der Platz nicht reicht. Bis zur Barrierefreiheit ist es noch ein weiter Weg, aber zumindest das Rampentraining muss keine Einzelaktion bleiben. "Wir wiederholen das bei Bedarf gern", sagt Michael Palumbo von der NVV.