Weitere Kandidaten für Mönchengladbach
Im Mönchengladbacher Wahlkreis schicken neben SPD und CDU zahlreiche weitere Parteien ihre Bewerber für die Bundestagswahl am Sonntag, 24. September, ins Rennen. Dies sind die Kandidaten von Bündnis 90/Grüne, FDP, Die Linke und AfD.
<h2>Peter Walter, Bündnis 90/Grüne
Zum zweiten Mal nach 2005 kandidiert Peter Walter für den Bundestag. Auf ihrer Hauptversammlung im September 2016 haben die Mitglieder des Grünen-Kreisverbandes ihn für die Direktkandidatur für den Bundestagswahlbezirk Mönchengladbach ins Rennen geschickt. Mit 96 Prozent der Stimmen konnte der 63-jährige ehemalige Grundschulrektor die Parteibasis überzeugen. Die politischen Schwerpunkte des gläubigen Christen sind Frieden und Klimaschutz. Seinen politischen Weg schlug er bereits in jungen Jahren ein. Während seines Studiums in Aachen arbeitete er in der Hochschulpolitik — beim CDU-nahen RCDS. Ein besonderes Erlebnis war der Besuch des Katholikentages 1982 in Düsseldorf. Zu Gast war damals Ernesto Cardenal. Der Dichter und Priester aus Nicaragua hinterließ einen bleibenden Eindruck auf den Studenten. In der Folge verweigerte Walter nachträglich den Wehrdienst. Zuvor hatte er zwei Jahre gedient — freiwillig. 1986 trat er den Bündnisgrünen bei. Seit 25 Jahren vertritt er die Bürger in der Bezirksvertretung Mönchengladbach-Ost. Seit dem 1. August ist Peter Walter, der als stellvertretender Leiter an der Andreas-Schule in Korschenbroich und zuletzt als Rektor der Liedberger Grundschule tätig war, in Rente. Seitdem hat er mehr Zeit für seine Hobbys. Früher lief er Halbmarathon und Marathon, heute walkt er diese Strecken. „Außerdem bin ich viel auf meinem Rennrad unterwegs.“ Zum Braunkohle-Abbaugebiet fährt er aber inzwischen nicht mehr. „Der Anblick des Kraters deprimiert mich.“
Die Aussage auf dem Wahlplakat verblüfft. „Als Facharbeiter in den Bundestag“, steht da. An der Aussage ist nichts auszusetzen: Aber würde man sie mit der FDP in Verbindung bringen? „Als Techniker der Elektrotechnik sehe ich mich als Facharbeiter“, bekräftigt Stefan Dahlmanns (52). Und er wehrt sich, wenn ihm Freunde erklären: „Du bist ja ein netter Kerl, aber in der falschen Partei.“ Denn er hat, bevor er sich für die Liberalen als politische Heimat entschied, sich auch bei den politischen Gegnern umgeschaut. „Ich bin viel durch die Welt gereist, und die FDP habe ich als besonders weltoffen erlebt. Deshalb bin ich Mitglied“, sagt Dahlmanns. 2009 ist er erstmals als Kandidat angetreten — bei der Kommunalwahl. Im Umweltausschuss vertritt er seitdem FDP-Interessen. 2014 bekam er, ebenfalls bei einer Kommunalwahl, einen Wahlkreis in Neuwerk. Und als Dahlmanns Interesse an der Bundestagskandidatur für 2017 anmeldete, war der Zuspruch bei den Liberalen groß: Er bekam beim Parteitag alle Stimmen. Seitdem macht er Wahlkampf. Seine Chancen auf ein Bundestagsmandat sind gering. Dahlmanns hat Listenplatz 38, die FDP müsste schon ein Sensationsergebnis erreichen, damit dieser zieht. „Im Bundestag sitzen viele Juristen, Beamte und Angestellte. Sie entscheiden über Rente und Sozialversicherung, ohne die Probleme von Facharbeitern zu kennen. Ich aber kenne sie“ — so wirbt er für sich. Dahlmanns’ Frau stammt aus der Dominikanischen Republik, Kinder haben sie nicht.
Vor sechs Jahren haute Sebastian Merkens erstmals öffentlichkeitswirksam auf den Putz. Der damalige Leiter der katholischen Jugendfreizeiteinrichtung Jugendhaus am Martinshof beschrieb seine Sorgen vor einer salafistischen Unterwanderung der dortigen Jugendlichen — und zeigte rhetorische und argumentative Gegenmaßnahmen auf. „Ich will nicht, dass religiöse oder politische Extremisten von den Ungerechtigkeiten meinen profitieren zu können“, sagt der 37-Jährige heute — und beschreibt damit seine Motivation, 2016 bei den Linken eingetreten zu sein. Gerechtigkeit müsse erfahrbar sein, für die Idee einer gerechten Gesellschaft wolle er eintreten. Der Gladbacher ist Erzieher und Sozialpädagoge. Zwölf Jahre leitete er Häuser der offenen Jugendarbeit, seitdem arbeitet er in einer Wohngruppe für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge. Seit sieben Jahren ist er Vorsitzender des Stadtjugendrings, setzt sich als sachkundiger Bürger im Jugendhilfeausschuss für die Belange von Kindern und Jugendlichen ein. Merkens stammt aus einer „linkskatholischen“ Familie, war Messdiener, Menschen wie Edmund Erlemann prägten ihn. Den Bruch mit der Kirche habe er vollzogen, „als ich schmerzlich begreifen musste, dass homosexuelle Menschen wie ich in dieser Institution weder gleichwertig noch willkommen sind“. Für Aufsehen sorgte er im Sommer, weil er verlangte, dass auf dem Stimmzettel die genderkonforme Bezeichnung „ErzieherIn“ auftauche. Ohne Erfolg allerdings.
Dass die AfD auch die Partei des Rechtsaußen Björn Höcke ist, scheint Holger Hexgen eher zu stören. „Er und andere mit ähnlichem Auftreten sind leider sehr laut. Sie suchen das Licht der Öffentlichkeit. Aber sie sind bei uns in der Minderheit“, sagt Hexgen. Der 45-Jährige versteht sich als Konservativer, der in die AfD eingetreten ist, weil er die Euro-Rettungspolitik für verfehlt hält. In dieser Hinsicht hält er es mit AfD-Mitgründer Bernd Lucke, der inzwischen wieder aus der Partei ausgetreten ist. Hexgen blieb — weil er der Ansicht ist, dass die AfD im politischen Meinungsspektrum weiterhin für ihn die bessere Alternative ist. Der in Rheydt lebende Hexgen hat sich intensiv mit dem Finanz- und Geldsystem beschäftigt. Er ist dafür, dass der Euro als Währung bleibt, aber er setzt sich für die Einführung einer Parallelwährung in Deutschland ein — eine Rückkehr zu einer Art D-Mark. Zur Flüchtlingspolitik sagt er: „Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wie Syrien müssen wir aufnehmen, sie können wir nicht sich selbst überlassen. Es stört mich aber, dass keine großen Unterschiede zwischen Migration und Flucht gemacht werden.“ Hexgen hat lange in Korschenbroich gelebt, nach einer kaufmännischen Ausbildung das Fachabitur nachgeholt und an der Hochschule Niederrhein Wirtschaftswissenschaft studiert. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter. Er arbeitet als Immobilienverwalter.