Skurriles Hobby Die Beschützer der Karpfen von Gerkerath

Gerkerath. · Drei Schaufensterpuppen sollen Reiher von Hubert Jungbluths Teich fern halten.

Teichgemeinde: Ben (hinten), Ursula und Hubert Jungbluths Kater Oscar.

Foto: Jungbluth

In Hubert Jungbluths Leben gibt es mehrere Frauen. Da ist Magdalena Jungbluth, seine Ehefrau. Und Ursula. Als Hubert Jungbluth sie sah, nahm er sie sofort mit nach Hause. Das kann man ihm kaum verübeln: Ursula ist makellos. Ihre Haut weiß wie Porzellan, ihre Figur schlank. Vor allem aber rede Ursula nicht, sagt Jungbluth und muss Lachen. Doch so romantisch alles klingt: Eigentlich wird Ursula nur ausgenutzt. Sie hat einen Zweck zu erfüllen. Die Puppe soll den Reiher von Jungbluths Teich fernhalten.

Jungbluth hat seine Ursula dafür mitten in das Gewässer gesetzt. Dort hockt sie neben Ben. Ben wacht schon seit einem Jahr über Koi-Karpfen und Goldfische. Den fischhungrigen Reiher konnte er aber nicht verscheuchen. „Mit dem hat er sich irgendwie angefreundet“, sagt Hubert Jungbluth.

Ursula ist hilfreicher. Sie war obendrein noch ziemlich günstig. Kennengelernt haben sich Jungbluth und seine Ursula auf dem Flohmarkt – Liebe auf den ersten Blick. Seine Frau hatte das kommen sehen: Früh am Morgen und schon vom Auto aus sah sie Ursula am Flohmarkt-Stand sitzen. „Ich dachte mir direkt: Hoffentlich sieht er sie nicht“, sagt Magdalena Jungbluth. Denn wenn sie eines kennt, dann den Frauen-Geschmack ihres Mannes. Ihm wird Ursula den Kopf verdrehen, da war sich Magdalena Jungbluth sicher. Sie sollte Recht behalten: „Ich habe Ursula für kleines Geld gekauft“, gesteht Hubert Jungbluth.

Nach dem Kauf kutschierte der 70-Jährige seine Ursula im Beiwagen seines selbst restaurierten, weißen Motorrads durch die Stadt. Und weil es auf dem Weg lag, wurde Ursula auch gleich Jungbluths Freunden vorgeführt. „Wo hast du die denn kennengelernt?“, lautete die erste Frage.

Die Karpfen zerfetzten
Ursulas reizenden Bikini

Vorführen ließ sich Ursula gut. Nur das mit dem Teich war ihr suspekt: Dort wollte Ursula zunächst nicht so recht bleiben. Denn tief im Inneren ist Ursula hohl. „Ich habe sie unter Wasser gedrückt und gedrückt, aber sie kam immer wieder hoch“, erzählt Hubert Jungbluth. Damit seine Nachbarn bei diesem Vorgang nicht auf seltsame Gedanken kommen, hat der gelernte Werkzeugmacher Ursula dann lieber doch durchlöchert – so konnte das Wasser durch sie fließen – und sie anschließend mit zwei Metall-Stangen am Teich-Boden festgemacht.

Und damit hatte Hubert Jungbluth Erfolg: Sobald Ursula im Teich saß, ließ sich der Reiher nicht mehr blicken. Doch auch Jungbluths Fische machten einen großen Bogen um die Frau im Wasser. Die Lösung: Ursula muss die Fische füttern. Sie bekam einen reizenden Bikini voller Fischfutter. Den zerlegten die Karpfen in ihrer Gier aber schnell in zahllose Fetzen. Also bekam Ursula neben einem neuen Bikini auch eine Babyflasche in die Hand, die Hubert Jungbluth nach einem etwas verlegenen Gespräch mit der Verkäuferin aus dem Drogeriemarkt besorgt hatte.

Vierzehn Tage später hatten die Fische den Dreh raus und Ursula ziemlich gern. Mittlerweile muss Hubert Jungbluth nur ein paar Mal mit dem Fuß auf den Boden treten, schon scharen sich die Teichbewohner um Ursula und saugen das Fischfutter aus der Nuckelflasche. „Die großen Karpfen brauchen für eine ganze Flasche sogar nur drei Züge“, erzählt Hubert Jungbluth. Fische gerettet, Ursula sei Dank.

Und weil das mit Ursula so gut funktioniert hat, gibt es jetzt auch Ursula eins und Ursula zwei. Die beiden waren ein Geschenk von Bekannten. Natürlich sind sie aber nicht einfach so bei den Jungbluths. Jede Ursula erfüllt ihren Zweck. Ursula eins sitzt hoch oben in Hubert Jungbluths Kirschbaum. „Damit die Vögel mir nicht die Kirschen klauen“, sagt er.

Und Ursula zwei? Die posiert im feschen rosa Kleid auf einem Holzfass im Innenhof. Auch sie soll eine Art Tier fern halten: Aufdringliche Männer. Besucher seien oft dazu verführt, unter Ursulas Kleid zu schauen, sagt Hubert Jungbluth. Doch dort finden sie nicht das, was sie erwarten. „Ich habe eine Mausefalle darunter
gelegt.“