Wikipedia-Gründer sprach in der KFH
Jimmy Wales, Gründer des Web-Lexikons Wikipedia, sprach in der ausverkauften KFH.
Mönchengladbach. „Das Tagungs- und Kongressgebäude wird gesellschaftlich und kulturell vielfältig genutzt.“ Gemeint ist in diesem Wikipedia-Auszug die Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach. Mit dem Vortrag des Wikipedia-Gründers Jimmy Wales wurde an die auf „seiner“ Internetseite beschriebene Vielfältigkeit angeknüpft. Auf Einladung des Initiativkreises Mönchengladbach war der amerikanische Erfinder Jimmy Wales nach Mönchengladbach gekommen und erfreute seine Zuhörer in der ausverkauften Halle mit einem spannenden und unterhaltsamen Multimedia-Vortrag.
Das Thema seines Vortrags lag auf der Hand: Wikipedia. Jedoch trumpfte er nicht mit nackten Zahlen und der Unternehmens-Geschichte auf, sondern verschaffte einen Einblick in die Möglichkeiten, die das Internet bietet.
Am Beispiel Nigerias verdeutlichte er den rasanten Aufschwung und die Verbesserungen, die das gesammelte Wissen in der Online-Enzyklopädie mit ermögliche. „Wikipedia sind keine zehn Millionen Autoren, die ein Chaos verursachen. Eigentlich läuft alles strukturiert und mit dem Gedanken das gesamte Wissen der Menschheit für die gesamte Menschheit zugänglich zu machen.“ Wichtig dafür sei die Neutralität. „Wir sind von keinen Unternehmen abhängig. Durch Spenden schaffen wir es, den Laden am Laufen zu halten. Wir spielen so in einer Liga mit den Werbefinanzierten und Gewinn bringenden Unternehmen Facebook, Twitter und Google. Darauf bin ich sehr stolz.“
Was Wikipedia in Zukunft erreichen wird, darauf ist auch Wales gespannt. Schon heute glaubt er an einen Ausbau des Wissens und einen Gewinn von Relevanz. „Das sieht man heute doch schon in den Entwicklungsländern. Wenn da etwas aufgebaut wird, gibt es zuerst Strom, dann Computer und kurz darauf zählt Wikipedia zu den häufigsten Seiten, die aufgerufen werden — das wird in Zukunft noch viel wichtiger.“
Auch in Mönchengladbach werde Wikipedia oft genutzt, das zeigte die spontane Abstimmung des Amerikaners. Trotz inhaltlicher Bedenken erlaubt der Mönchengladbacher Lehrer Julian Brinke seinen Schülern, in der Wikipedia nachzuschauen. „Sie dürfen dort Infos einholen, wenn die aber ungeprüft im Unterricht landen, oder abgeschrieben werden, gibt’s Ärger.“
Genau dieses Abschreiben verschaffte vor drei Jahren einigen Schülern am Gymnasium Gartenstraße eine sehr lustige Deutschstunde. Felix, damals in der achten Klasse, änderte mit seinen Freunden — passend zur Hausaufgabe — den Titel eines der bekanntesten Werke von Hans-Christian Andersen in „Das Flugzeug“ (statt „Das Feuerzeug“).
Am nächsten Morgen zeigte sich dann, welcher seiner Mitschüler abgeschrieben hatte und wer die Informationen doch ein zweites Mal geprüft hat, wie Lehrer Brinke und Jimmy Wales es auch erwarten. „Da wurde mir richtig bewusst, wie leicht man in dem Netzwerk manipulieren kann“, sagt Felix drei Jahre später. Genau aus diesem Grund sei Wikipedia für ihn nur Sekundärquelle. „Da steht einfach viel zu viel Quatsch drin.“
Beim Schreiben seiner Facharbeit fiel ihm ein zweites Problem auf: „Zum Teil stehen zwar richtige Informationen drin, aber die Informationen sind nur sehr spärlich und reichen längst nicht aus.“
Zum Schluss verrät er noch, dass Rheydt seit etwa drei Jahren einen weiteren „berühmten Sohn der Stadt“ habe: „Der Schriftsteller Lemony Snicket lebte laut Wikipedia kurze Zeit in Rheydt.“ Wie diese Info in das Online-Lexikon gelandet ist, könne er sich aber nicht erklären.