Wirte der Altstadt fühlen sich vergessen
Stadt und Politik würden sich nicht für ihre Sorgen und Ideen interessieren, bemängeln die Gastronomen.
30 Meter der Waldhausener Straße sind stockdunkel. „Ehrlich gesagt gibt es da Stellen, wo auch ich mich im Moment alleine nicht hintrauen würde“, sagt Hauke Jakob von „Boltens MaNaMaNa“. Ihre Kellnerinnen und weiblichen Gäste wollen die Altstadt-Wirte auf keinen Fall alleine dort entlang schicken. „Wir begleiten sie immer hoch zum Alten Markt. Anders können wir es nicht verantworten“, sagt Marco Raspe von „Shooter Stars“. Regelmäßig treffen sich die Wirte, um zu besprechen, wie sie die Altstadt voranbringen können. Und dabei gibt es vor allem ein Thema: „Wir in der Altstadt kommen uns von Stadt und Politik vergessen vor“, sagt Josef Vitz, der frühere Altstadt-Sheriff. Die Sache mit den Lampen hat er nun schon mehrfach bei der Verwaltung angemahnt. Vergebens. „Angeblich haben sie zu wenig Personal“, berichtet er den Wirten.
Das Argument haben sie nun schon zur Genüge gehört. „Darum regeln wir ja schon fast alles selbst. Nur die Birnen tauschen dürfen wir nicht. Wenn wir das könnten, hätten wir es nach einem Tag gemacht“, sagt Igor Zonjic vom „Sun Side“ und „Café del Bar“. Dass die Stadt ihren Ordnungsdienst nicht an Wochenenden durch die Altstadt schickt, verstehen die Wirte überhaupt nicht. „Es gäbe jede Menge zu tun. Gerade auf der Straße. In unseren Läden sorgen wir schon selbst für Ordnung, aber draußen können wir das nicht“, sagt Hauke Jakob.
Auf den Altstadt-Straßen haben die Schlägereien zuletzt zugenommen, wie Michael Mertens von der Altstadt-Wache bestätigt. Er versteht das Ansinnen der Wirte, dass es mehr Fußstreifen geben müsste. Die Verwaltung hatte erst gerade wieder berichtet, sie sehe keinen Bedarf für einen Ordnungsdienst, der nachts patrouilliert. Die Wirte lachen auf. „Dann müssen sie mal die Augen aufmachen“, sagt Igor Zonjic. Und die Ohren. Denn aus einigen Gebäuden schallt viel zu laute Musik. Engin Koc, der vor einem Jahr an der Ludwigstraße das Hotel Select eröffnet hat, muss manchmal Gästen erklären, warum trotz besten Schallschutzes Bässe in einem Zimmer zu spüren sind.
Die Gastronomie in der Altstadt ist so hochwertig aufgestellt wie lange nicht mehr, findet Josef Vitz. Auch der Zusammenhalt zwischen den Wirten ist groß. Sie überlegen, welche Aktionen das Areal aufwerten können, erarbeiten gerade einen Altstadt-Plan für Gäste und einen gemeinsamen Facebook-Auftritt und überlegen, welche Marching-Bands man durch die Straßen schicken könnte. Nur von Politik und Verwaltung komme rein gar nichts.
Auch Johannes Jansen von der Altstadt-Initiative ist frustriert und flüchtet sich in Galgenhumor: „Die Politiker trauen sich ja selber nicht mehr hier durch. Nachdem die Parkplätze im Innenhof der Abtei weggefallen sind, ziehen sie ja lieber nach Rheydt für ihre Fraktionssitzungen um.“ Die Wirte wollen noch mehr selbst anpacken. Sie wissen um das Potenzial, gerade jetzt, wo vieles in Gladbach gelingt. Wie viel in der Altstadt gehe, habe man zuletzt bei Borussia-Spielen gesehen. Der Fußmarsch vorm Derby und die Champions-League-Heimspiele seien jüngere Sternstunden gewesen. Fröhlich. Friedlich. Umsatzstark. Und sauber. Einige Wirte haben selbst Besen in die Hand genommen. Das tun sie noch lieber, seit die GEM sich der Altstadt angenommen hat. Igor Zonjic: „Vor deren Leistung haben wir hohen Respekt. Die tun wirklich, was sie versprochen haben. Und das ist eine Menge.“