Wo Kinder jede Wasserscheu verlieren
Immer weniger Jugendliche lernen schwimmen – im Vitusbad holen sie es nach.
Mönchengladbach. 100 Schüler haben sich beworben - nur 23 dürfen mitmachen. Die Schwimmkurse, die von der DLRG Mönchengladbach und dem Schulamt im Rahmen der landesweiten Aktion "NRW kann schwimmen" in diesen Herbstferien organisiert werden, sind begehrt. Sie richten sich an Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren, die nie schwimmen gelernt haben - und dieses Defizit nun beseitigen wollen.
Tagein, tagaus treffen sie sich während der Herbstferien im Vitusbad mit DLRG-Trainern, um erste Erfahrungen im Brustschwimmen oder Tauchen zu sammeln. DLRG-Sprecherin Monika Breuer sagt: "Die Anzahl der Kinder, die nicht schwimmen kann, hat dramatisch zugenommen." Ein Grund dafür: Wegen Lehrermangel und vielen geschlossenen Bädern würde der Schwimmunterricht in der Grundschule seltener als früher erteilt.
Dabei sind Schwimmkurse in der Primarstufe essentiell - denn immer mehr Kinder kommen aus Elternhäusern, die wasserscheu sind. Sprich: Schwimmstunden im familiären Rahmen finden dort nicht statt. Besonders für Einwanderer-Familien gilt das. So berichtet die DLRG, dass viele der Kinder, die derzeit an den Schwimmkursen teilnehmen, aus türkischen, marokkanischen, polnischen oder russischen Familien stammen.
Das Auswahl-Prozedere war aufwändig: Das Schulamt schrieb die Sportlehrer der Gladbacher Schulen im Sommer an. Diese sollten der Behörde melden, welche ihrer Fünft- und Sechstklässler nicht schwimmen können.
Dann schrieb das Schulamt die Eltern dieser Schüler an, um auf die Schwimmkurse hinzuweisen - woraufhin 100 Bewerbungen eintrudelten. Das Schulamt konnte nur diejenigen berücksichtigen, die am schnellsten ihre Anmeldung eingereicht hatten.
Die Flut ist nur ein Beleg dafür, wie viele Kinder sich danach sehnen, ins Wasser springen zu können, ohne sich Sorgen um Leib und Leben machen zu müssen. In den Osterferien sollen die Schwimmkurse im Vitusbad denn auch wiederholt werden.
Bis 2012 dauert die Aktion "NRW kann schwimmen" an - so lange will der Träger, das Schulministerium des Landes, die Kurseinheiten finanzieren.