Zu viele Taxis auf Gladbachs Straßen
Studie empfiehlt deutlich höheren Fahrpreis und kritisiert zu viele Konzessionen.
Mönchengladbach. Der deutlichste Satz steht ganz versteckt in der Mitte des 57-seitigen Dokuments. „Das Taxigewerbe in Mönchengladbach ist in seinen derzeitigen Strukturen nicht überlebensfähig“, ist auf Seite 37 des Taxi-Gutachtens zu lesen, das die Stadt bei der IHK in Auftrag gegeben hat. Dass Taxiunternehmer seit Jahren bereits mit sinkenden Fahrgastzahlen und wachsender Konkurrenz zu kämpfen haben, ist bekannt. Das Gutachten zeigt jedoch: Das Problem ist wesentlich vielschichtiger als bisher angenommen.
Zum einen ist der Taxitarif, der zum 22. Dezember erst auf 1,70 Euro Kilometerpreis und drei Euro Grundgebühr angehoben wurde, laut Gutachten noch immer viel zu niedrig. Das gilt vor allem ab dem 1. Januar, nach der Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde. „Mit der Stadt haben wir besprochen, dass wir die Lage bis zum 30. Juni beobachten und dann eventuell eine weitere Erhöhung in die Wege leiten“, sagt Hans-Jürgen Lessenich, Geschäftsführer der Taxizentrale Mönchengladbach.
Das Gutachten empfiehlt 2,30 Euro pro Kilometer bei drei Euro Grundgebühr. „Das ist allerdings nicht durchsetzbar“, sagt Lessenich. Denn: Je höher der Tarif, desto mehr Kunden suchen sich günstigere Alternativen.
„Außerdem muss man bedenken, dass rund ein Drittel der Taxis nur für Vertragspartner fahren, und die in diesen Verträgen vereinbarten Honorare liegen sowieso unter dem üblichen Tarif“, erklärt Lessenich. Vertragspartner sind beispielsweise Krankenhäuser oder auch Krankenkassen.
Ein Dorn im Auge sind Hans-Jürgen Lessenich auch die sogenannten Mietwagen von City- oder Mini-Car. Die sammeln, so wie die Taxifahrer auch, unterwegs weitere Fahrgäste ein. „Das ist zwar nicht erlaubt, wird aber wegen Personalmangels beim Hauptzollamt nicht ordentlich kontrolliert“, sagt Lessenich.
Hinzu kommt laut IHK-Gutachten, dass die Stadt in den vergangenen Jahren zu viele Taxikonzessionen ausgegeben habe. Das Gutachten empfiehlt 152 Konzessionen für die Stadt, faktisch gibt es jedoch 169. Zurzeit seien zwar laut Lessenich nur 153 Taxis tatsächlich auf Gladbachs Straßen unterwegs — die übrigen 16 Fahrzeuge stehen aufgrund laufender Gerichtsverfahren gerade still —, kehren sie jedoch zurück, wird es eng.
Das Problem: Die Stadt kann einmal ausgegebene Konzessionen nicht einfach so wieder einkassieren. Das geht erst dann, wenn sich der Unternehmer falsch verhalten hat. Geht ein Unternehmer in Rente, verkauft oder verpachtet er seine Konzession im Normalfall an andere Unternehmer. Möglich ist also lediglich eine freiwillige Rückgabe von Konzessionen.
„Darüber denke ich ernsthaft nach“, sagt ein Taxiunternehmer, der lieber anonym bleiben möchte. Für seine drei Taxis hatte er bisher sechs Fahrer in Vollzeit angestellt. Zwei davon musste er mit Blick auf den Mindestlohn bereits entlassen.
„Das war hart. In so einem kleinen Betrieb hat man natürlich ein sehr persönliches Verhältnis. Zum Glück hatten die Fahrer Verständnis für meine wirtschaftlichen Probleme“, sagt er. Vor allem die Nachtschichten unter der Woche lohnen sich für den Unternehmer überhaupt nicht mehr. „Wer geht heutzutage schon noch wochentags in eine Kneipe, trinkt zehn Bier und lässt sich dann vom Taxi abholen?“, fragt er.