Zuchthengste auf Schloss Wickrath: Auf das Erbgut kommt es an
Bei der Hengstschau am Schloss Wickrath gab es 30 Prachtexemplare zu sehen.
Mönchengladbach. Es ist eine Pflichtveranstaltung für die Züchter im Umkreis. Und rund 700 Besucher kamen am Samstagabend in die Halle am Schloss Wickrath und sahen sich die Hengstschau des Landgestüts an.
Pünktlich vor Beginn der Decksaison präsentierten ihnen Susanne Schmitt-Rimkus, Leiterin des Landgestüts in Warendorf, und Martin Spoo, Leiter des Rheinischen Pferdestammbuchs, 30 Hengste, überwiegend Landbeschäler, die als ausgewählte Vererber für die Stuten zur Verfügung stehen.
Zu den Tieren gehörte auch Rational, ein dreijähriger Brauner, mit raumgreifenden Bewegungen — die er hoffentlich an seine Kinder weitergeben wird. „Aus dem Rock Forever und einer Bormio-Tochter“, so lautet seine Abstammung.
Wer erfolgreich züchten will, kennt alle diese Tiere. Denn nur die Eigenschaften, die Rationals Vorfahren selbst hatten, kann er auch weiter vererben. Welche Eigenschaften an der eigenen Stute verbesserungswürdig sind, das muss jeder selbst wissen — und entscheiden.
Bei Fleury beispielsweise, der Florestan I und Fidelio in seinem Pedigree hat, ist davon auszugehen, dass er diese raumgreifenden Bewegungen vererben wird, die seinen Kindern einen eleganten Auftritt unter dem Reiter ermöglichen. Er ist bereits neun Jahre alt und hat so viele Nachkommen, dass diese Vermutung auch bereits bestätigt werden kann.
Fast alle Hengste sind aus Warendorf angereist, wo sie den Winter verbringen. Rational und Fleury werden dort auch im Sommer stehen. Wer sie einsetzen will, kann den frischen Samen von Fleury für 470 Euro anfordern, der von Rational kostet 580 Euro für Züchter aus NRW.
Im übrigen Bundesgebiet ist er erheblich teurer. Der Samen wird zur nächsten Hengststation, beispielsweise nach Wickrath, geliefert und der Leiter der Hengststation, Peter Fiedler ist von Emmerich bis Bonn unterwegs, um die entsprechenden Stuten in ihrem Stall zu besamen. „Oder der Züchter holt ihn ab und lässt das seinen Tierarzt machen“, sagt Fiedler.
Die künstliche Besamung wird in der Pferdezucht seit 20 Jahren vollzogen. Mit einer Sperma-Portion kann man viele Stuten besamen — was die Hengste entlastet. Von manchen — auch bereits verstorbenen — Hengsten gibt es tiefgekühlten Samen. Wieder andere vollziehen nach wie vor den Natursprung.
In Wickrath steht beispielsweise For Set. „20 bis 30 Sprünge vollzieht er pro Saison“, sagt Fiedler. Diese endet im Juli.