„Zwei-Bett-Zimmer nicht machbar“
Ein CDU-Vorstoß sorgt für Diskussionen. In Gladbacher Kliniken ist klar: Es gibt keine Vier-Bett-Zimmer mehr. Aber eine weitere Umstellung ist zeitnah nicht möglich.
Mönchengladbach. Ein wenig bekannter Politiker macht derzeit von sich reden: Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn forderte in einem Interview die Abschaffung der Vier-Bett-Zimmer in Krankenhäusern. Auch Kassenpatienten sollten seiner Meinung nach in Zukunft in Zwei-Bett-Zimmern untergebracht werden. Klingt gut, aber wie realistisch ist eine solche Forderung eigentlich?
Die WZ hat sich bei den Mönchengladbacher Krankenhäusern umgehört. Vorweg erst einmal: Die populäre Forderung nach Abschaffung der Vier-Bett-Zimmer greift in Mönchengladbach schon mal nicht, weil es gar keine mehr gibt. Höchstens in Zeiten absoluter Überbelegung kann es vorkommen, dass ein Drei-Bett-Zimmer kurzfristig zum Vier-Bett-Zimmer wird. Standard an allen Mönchengladbacher Kliniken ist das Drei-Bett-Zimmer. Von daher scheint der Weg zum Zwei-Bett-Zimmer nicht mehr ganz so weit. Hat der Vorschlag aus der Politik also eine realistische Chance auf Verwirklichung?
Die Praktiker an den Mönchengladbacher Krankenhäusern sind sich einig: Die Forderung sei zwar völlig legitim, für die Patienten seien Zwei-Bett-Zimmer natürlich angenehm und sinnvoll. So einfach, wie es sich der CDU-Politiker vorstelle, sei das Ganze aber nicht.
„Es scheint ein simpler Dreisatz zu sein“, erklärt Prokurist Volker Großheim vom Krankenhaus Neuwerk. „Die Krankenhäuser sind nicht voll ausgelastet, sie könnten also leicht auf Zwei-Bett-Zimmer umstellen.“ Doch die Praxis sehe anders aus. „Es gibt Zeiten, da ist das Haus zu 90 Prozent belegt. Um dann durchweg Zwei-Bett-Zimmer anbieten zu können, müssten wir erweitern und Personal einstellen. Das wäre mit Sicherheit kein Nullsummenspiel“, betont der Neuwerker Prokurist.
Horst Imdahl, Geschäftsführer der Städtischen Kliniken Mönchengladbach, zu denen das Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt gehört, sieht das Problem ähnlich, verweist aber auch auf das Problem der Wirtschaftlichkeit. „Der Zuschlag für ein Zwei-Bett-Zimmer würde entfallen“, erklärt er. Das Krankenhaus müsste dann auf Einnahmen von schätzungsweise 600 000 Euro verzichten. Auch beim Evangelischen Krankenhaus Bethesda schätzt man, dass sich die Verluste bei mehreren 100 000 Euro bewegen würden.
Zu der Notwendigkeit erheblicher Investitionen kämen organisatorische Probleme: Auf den Stationen lägen dann weniger Patienten, Nachtdienste und Mindestbesetzungen blieben aber erhalten. Der Effekt: steigende Kosten.
Außerdem gäbe es wesentlich wichtigere Probleme zu lösen, meint Bethesda-Geschäftsführer Walter Schiller. „Der Personalbereich ist unterfinanziert, im Pflegebereich gab es lange überhaupt keine Lohnsteigerungen“, stellt er fest. Hier sei die Politik eigentlich gefragt.
In den Kliniken Maria Hilf stehen in mehr als 50 Prozent der Zimmer drei Betten, daran wird sich auch durch den Neubau am St. Franziskus-Krankenhaus grundsätzlich nichts ändern. Drei-Bett-Zimmer seien bei zeitgemäßer Ausstattung sehr gut akzeptiert. Bei einer Umstellung auf Zwei-Bett-Zimmer ständen 130 Betten weniger in den Kliniken zur Verfügung — in Spitzenzeiten ein Problem.