Monheim Greenpeace Woher kommt das Mikroplastik?
Monheim. · Greenpeace-Aktivisten nehmen Wasserproben, um die Konzentration von Mikroplastik im Rhein beim Chemiewerk Dormagen zu messen.
Eigentlich ist der Schiffsanleger dazu gedacht, über den Rhein Touristen nach Monheim zu bringen. Seit Sonntag ist dort das Aktionsschiff von Greenpeace, die Beluga II, vertäut. Das Interesse der Umweltschützer gilt dem Gehalt an Mikroplastik im Rhein.
„Wir wollen wissen, ob die Chemie-Standorte in Dormagen und Krefeld zur Kunststoff-Belastung im Rhein beitragen“, erklärt Manfred Santen, Chemie-Experte und Campaigner bei Greenpeace. Schon 2019 hatten die Umweltschützer Proben im Rhein genommen und festgestellt, dass ab Köln flussabwärts die Konzentration von Mikroplastik stark ansteigt, besonders eben rund um die genannten Industriestandorte. Die aktuellen Messungen sollen bei der Ursachenforschung helfen. „Fünf bis zehn Partikel pro Kubikmeter Wasser sind schon viel“, so Santen.“
Einmal stündlich, 24 Stunden lang fahren Umweltschützer mit Schlauchbooten den Rhein aufwärts und abwärts, um Proben zu nehmen – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Fahrrinne. Wegen des unterschiedlichen Strömungsverhaltens des Flusses. Die Greenpeace-Aktivisten lassen dabei sehr feinmaschige Manta-Netze zu Wasser. Im Labor-Container, der in den Laderaum des Plattbodenseglers mit dem bekannten Regenbogenmotiv eingebaut wurde, werden dann die Proben untersucht.
„In dem 300 Mikrometer-Netz bleibt allerdings auch viel organisches Material hängen, das dann unterm Mikroskop mit der Pinzette mühsam aus der Probe entfernt werden muss“, so Santen. Im Infrarotspektrometer kann dann die Art des Plastikmülls bestimmt werden. Beim Kleinstplastik handelt es sich oft um Polystyrol, die größeren, mit bloßem Auge sichtbaren Kugeln sind aus Polyethylen oder Polypropylen. Letzteres wird unter anderem für die Herstellung von Coffee to go-Bechern genutzt, aus Polyethylen bestehen Tuben und Tüten. „Die Kügelchen werden auch bei der Wasseraufbereitung eingesetzt. Aber dann sollten sie nicht in die Umgebung gelangen“, sagt Santen.
Besatzung besteht aus nur vier Campaignern – corona-bedingt
Gerade wenn die Kügelchen lange im Wasser lagen und sich Bakterien angesiedelt haben, werden sie von Vögeln oder Fischen als schmackhaft empfunden, sagt Santen. Es könnten aber auch giftige Chemikalien anhaften. „Einem Flohkrebs kann eine Mikrokugel den Verdauungstrakt verstopfen, so dass er daran krepiert“, sagt der Campaigner, der bereits seit 17 Jahren für Greenpeace arbeitet. Tiere, die Bestandteil unserer Nahrungskette sind, landen mit ihren Plastik beschwerten Organen auf unseren Tellern (siehe Box). Die Besatzung der Beluga II besteht – corona-bedingt – aus nur vier Campaignern und zwei Besatzungsmitgliedern.
Weitere Wissenschaftler, die auf die Beprobung von Sedimenten spezialisiert sind, ergänzen das Team tageweise. Am Mittwochnachmittag setzt das Segelschiff, das derzeit seinen Mast umgelegt hat, seine Fahrt fort, um an die Kollegen von Greenpeace Schweiz übergeben zu werden. Die Besatzung nächtigte während ihres Aufenthalts in Monheim im Hotel „Zum Vater Rhein“. Am Samstag hatten die Umweltschützer Proben im Rhein bei Krefeld genommen. Der Heimathafen des Plattbodensegelschiffs ist Hamburg, berichtet der Kapitän. „Das Schiff ist für das Wattenmeer gebaut worden, es kann auf flachem Boden aufsetzen und dann bei Flut wieder aufschwimmen.“