Rudern „Ausdauerfreaks“ setzen Bestzeiten auf dem Rhein

Der Wettbewerb von Germania von Leverkusen zum Klubhaus in Hamm war die einzige Langstreckenregatta des Jahres.

 91 Boote gingen beim Düsseldorfer Marathonrudern an den Start.

91 Boote gingen beim Düsseldorfer Marathonrudern an den Start.

Foto: Tino Hermanns

Manchmal macht Hartnäckigkeit viele Menschen glücklich. „Die meisten Ruderregatten wurden in diesem Jahr abgesagt. Der Rheinmarathon von Leverkusen zum Germania-Klubhaus in Hamm ist die einzige Langstreckenregatta in diesem Jahr in Deutschland“, sagte die Vorsitzende des RC Germania Kathrin Schmack. „Das haben wir der Hartnäckigkeit von Melanie Ott und Hermann Höck aus dem Regattaausschuss zu verdanken. Sie haben immer daran geglaubt, das die Wettfahrt durchführbar ist“, erklärt sie weiter. Das allerdings in einer „Light-Version“.
Auf die große Party, ein umfassendes Catering und auf gut die Hälfte der sonst üblichen Starter wurde verzichtet. „Wir hätten wieder 180 Boote aufs Wasser bringen können. Die Nachfrage war da. Aber wir haben maximal 100 Boote zugelassen, um die Anzahl der Menschen auf unserer Anlage und damit die Menge der Begegnungen zu reduzieren“, erläutert Ott. „Und wir haben ein vom Gesundheitsamt der Landeshauptstadt abgesegnetes Hygienekonzept erarbeitet.“ Dazu gehörte, dass vom Startort (Bootshaus des RTHC Bayer Leverkusen) nur 48 Boote ins Wasser gelassen wurden, die anderen 43 Boote wurden oberhalb des Startortes in verschiedenen Kölner Ruderklubs auf den Rhein gesetzt. Atemmasken mussten auch auf dem Freigelände der Germania getragen werden und überall standen Desinfektionsmittel zur
Verfügung.

Boote aus dem Ausland waren diesmal nicht dabei. „Drei Tage vor dem Start haben sich unsere irischen Freunde aus Fermoy abgemeldet“, sagt Ott. „In Irland gilt Deutschland als Corona-Risikogebiet.“ Damit fiel auch eine der Sonderkategorien aus der Wertung. Normalerweise gehört die Auszeichnung des „schnellsten ausländischen Bootes“ zur Siegerehrung des Wettbewerbes dazu.

Egal ob 15-Jähriger Ruderanfänger, ehemaliger deutscher Meister oder Olympiasieger, alle waren zufrieden, endlich mal wieder eine Regatta rudern zu können. Auch die Teams, die zu den „Risikogruppen“ zählen waren glücklich darüber. „Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, dabei zu sein. Das machen wir seit Jahren“, meinte Roswitha Wingler. Sie war zusammen mit Karin Boehnert, Heike Gernhard, Brigitte Hoffmann und Steuerfrau Helmtrud Bartels (alle RTHC Leverkusen) in einem Doppelvierer unterwegs und bildete die älteste Crew der Regatta. „Drei von uns sind im August 1944 geboren“, so Boehnert. „Unsere Steuerfrau hatte letzte Woche ihren 80. Geburtstag und kommt immer aus Hannover angereist.“

Mit ihrer Leistung waren die Damen dann aber nicht zufrieden. Erst nach 3:05:26 Stunden waren die Leverkusenerinnen im Ziel. „Wir hatten eigentlich mit einer Zeit unter drei Stunden gerechnet“, ärgert sich Wingler.

Die Bestzeit setzten dann die international bekannten Ausdauerfreaks Thorsten Jonischkeit (RTHC Leverkusen), Tim Grohmann (Dresdner SC), Jan-Willem Hein (Bonner RG), Stefan Ertmer und Steuerfrau Anna Dames (beide RC Germania) mit 2:08:25 Stunden. Grohmann war 2012 Olympiasiseger im Doppelvierer, Ertmer jahrelang in der Leichtgewichtsnationalmannschaft, Jonischkeit setzte mehrere Langstrecken-Ergometerweltrekorde und Heim hält außerdem den 100-Kilometer-Rekord auf dem Rhein.