Leserbriefe Meinungen zu Artikeln der vergangenen Tage Willicher Politik und Corona-Unterricht

Zu: „CDU, SPD und FDP stellen die Grünen ins Abseits“, WZ, 3. Oktober

„CDU und Grüne in Willich kooperieren in der kommen Legislaturperiode und bekunden ihre weitere Zusammenarbeit.“ Diese Pressemitteilung hätte den Wahlergebnissen entsprochen und wäre dem Bürgervotum nahe gekommen.

Stattdessen werden die Wähler darüber informiert, dass es eine schwarz-rot-gelbe Absprache gibt, die nächsten fünf Jahre zu kooperieren. Rechtlich ist dies natürlich zulässig, auch wenn die Wahlergebnisse andere Konstellationen ermöglichen, ja sogar einfordern, womit sich politisch interessante und bürgernahe Perspektiven eröffnen würden. Erstaunt und verständnislos stellen wir fest, dass hier ein mangelndes demokratisches Gespür vorliegt.

„Claudia Poetsch wurde wegen des zweithöchsten Stimmenanteils bei der Willicher Bürgermeisterwahl vom Rat zur Vizebürgermeisterin gewählt. Auch dies hätte dem Bürgervotum entsprochen. Ein stellvertretender Bürgermeister vertritt den Bürgermeister bei der Leitung der Ratssitzungen und bei der politischen Repräsentation, nicht aber bei der Leitung und Beaufsichtigung der Verwaltung. Die nicht nachvollziehbare Entscheidung, zwei Vize-Bürgermeister aus den Reihen von Schwarz-Rot zu rekrutieren, ist zwar legal, sie vergibt aber die Chance, mit der Wahl von Frau Poetsch ein Zeichen für die Akzeptanz der Kommunalwahlergebnisse zu setzen. Aus ethisch-moralischer Sicht hatten wir dies erwartet. Verwundert und irritiert stellen wir fest, dass es an politischem Anstand mangelt.

Das geplante Vorgehen bei der Wahl der stellvertretenden Bürgermeister erscheint wie der verzweifelte Versuch von CDU und SPD, Terrain zu sichern und Bonner, Aachener und Wuppertaler Entwicklungen vorzubeugen.

Elke Hartfiel und Dr. Detlev Rein, Willich

Zu: „,Lernen auf Distanz’ ging an die Substanz“, WZ, 3. Oktober:

Ihr Bericht zeigt einmal mehr, wie rückständig unsere Schulen (nicht nur im Kreis Viersen) bei der Digitalisierung des Unterrichts waren und auch auf Sicht – trotz des Digitalpakts Schule – noch bleiben werden.

Die nun zwangsläufig begonnene Aufholjagd mit den entsprechend fortschrittlicheren Ländern ist kaum noch zu gewinnen. Die wenigen Schulen (meist Gymnasien oder Privatschulen), an denen bereits vor Corona – materiell entsprechend ausgestattet und pädagogisch vorbereitet – eine sinnvolle Kombination von Präsenz- und Distanzunterricht praktiziert wurde, hatten mit der Umstellung so gut wie keine Probleme.

Nach wie vor investiert unser Staat viel zu wenig in die einzige Ressource, über welche die von unserer Kanzlerin vor knapp zwölf Jahren ausgerufene „Bildungsrepublik Deutschland“ verfügt, von welcher wir heute aber offenbar weiter entfernt sind als je zuvor.

Die Leidtragenden sind Eltern, Schüler und, wie sich in Ihrem Artikel wieder einmal erweist, insbesondere die Lehrkräfte, die bereits vor Ausbruch der Krise materiell wie personell überfordert waren und denen die krisenbedingte Mehrarbeit nunmehr den Rest gab – also wortwörtlich an die Substanz ging. Wer möchte unter diesen Bedingungen noch Lehrer*in werden?

Rainer Löwe, Krefeld, Autor des Buches „Lehrer werden!?“