„Münster“-Tatort als Kammerspiel Professor Boerne ringt mit dem Tod

Münster · Es war ein schwerer Autounfall: Der Chef der Rechtsmedizin im „Münster“-Tatort liegt schwer verletzt auf der Intensivstation. Während Professor Boerne mit dem Tod ringt, taucht eine alte Bekannte nochmals auf - ein Kammerspiel zwischen den Welten.

Foto: dpa/Martin Valentin Menke

Klamauk, Slapstick, feine Dialoge: Kommissar Thiel und Professor Boerne haben in der Welt der ARD-„Tatort“-Krimis regelmäßig die höchsten Einschaltquoten. Bei Spitzenwerten schauen mehr als 14 Millionen Menschen zu. Auch wenn die Spannung für das Genre Fernsehkrimi ab und an zu kurz kommt. Mit der Folge „Limbus“ (Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr) ändert sich das - zumindest zum Teil. Und es gibt es letztes Wiedersehen. Die im Neujahrs-„Tatort“ („Das Team“) ihren schockierenden Serientod gestorbene Friederike Kempter als Nadeshda Krusenstern taucht nochmals kurz wieder auf.

Fundamentale Christen können sich an dieser Stelle ihren Teil denken, denn mit dem Titel der Folge werden nur die wenigsten etwas anfangen können. Die Bezeichnung „Limbus“ steht bei den Katholiken für eine Zwischenwelt. Für den Bereich vor Himmel und Hölle, zwischen Leben und dem Tod. Hier ist jetzt Platz für Thiels ehemalige Assistentin.

Magnus Vattrodt, mehrfacher Grimme-Preisträger, hat mit „Limbus“ sein drittes Drehbuch für den „Tatort“ geschrieben. Und er schickt den Serien-Chef von Münsters Rechtsmedizin in die Vorhölle, als er nach einem Abschiedsabend mit Thiel, Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) und Silke Haller (Christine Urspruch als „Alberich“) auf dem Weg in einen längeren Urlaub nach Holland bei einem Autounfall schwer verletzt wird. Der eitle Boerne wollte in der Abgeschiedenheit ein Buch schreiben - über den Tod. Jetzt liegt er, mit dem Tod ringend, auf der Intensivstation. Und doch spielt er mit in diesem Krimi. Dieser Kniff im Drehbuch lässt viel Raum für Transzendenz: Was ist das für eine Welt, außerhalb unseres Bewusstseins?

Boerne muss aber mit ganz irdischen Dinge klar kommen. Denn während er mit dem Tod ringt, bekommt er mit, was seine noch lebenden Kollegen so wirklich über ihn denken. Eine harte Erfahrung für den selbstverliebten Mediziner. Seine verzweifelte Assistentin verrät der Urlaubsvertretung Dr. Jens Jacoby (Hans Löw): „Manchmal ist er ein richtiges Ekel, so arrogant, selbstverliebt, kleinlich und geizig.“ Boerne reagiert entsetzt: „Was reden Sie denn da?“ Haller fährt fort: „Absolut kritikunfähig. Gefühle von anderen sind im vollkommen egal.“ Der Professor, mit einem Bein bereits im Jenseits, reagiert geschockt. Und Nadeshda fragt ihn: „Sind Sie etwa auch tot?“

Währenddessen glaubt Thiel nicht an einen Unfall und ermittelt auf eigene Faust - vorbei an den Kollegen bei der Verkehrspolizei. Regisseur Max Zähle (Deutscher Fernsehpreis 2020 für „Bist Du glücklich?“) verknüpft dabei Klamauk und Spannung zu sehr kurzweiligen 90 Minuten. Das liegt an der Verzahnung der realen Ermittlungen mit dem Blick in den Limbus, wo das Licht immer greller wird. Durch die ungewöhnliche Story, die zur Hälfte als eine Art Kammerspiel erzählt wird, sind Prahl und Liefers nahezu in jeder Szene vertreten. Ein Hochfest für ihre Fans.

(dpa)