Wirtschaftsforum in Neuss Wie ist Klimaschutz mit der Wirtschaft vereinbar?
Neuss. · Beim Wirtschaftsforum in der Pegelbar ging es um Klimafragen und Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Das dritte Neusser Wirtschaftsforum, von der Konrad-Adenauer-Stiftung unter der Schirmherrschaft des Neusser Landtagsabgeordneten Jörg Geerlings (CDU) veranstaltet, widmete sich dem „heißen“ Thema „Klima versus Wirtschaft: Umdenken für die Zukunft“. In der bei Berücksichtigung aller Corona-Maßnahmen sehr gut besetzten Pegelbar am Hafenbecken I sagte Geerlings, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Neuss ist, in seinem Grußwort, dass er die Klimapolitik „vor Ort“ kenne. Und obwohl die volkswirtschaftlichen Kosten wachsen, soll der Klimaschutz so gestaltet werden, dass er keine Arbeitsplätze gefährde.
Aus Berlin war die Chemikerin Erika Bellmann per Video zugeschaltet, die den WWF in Fragen des Klimaschutzes und der Energiepolitik berät. Ihr passte der Titel der Veranstaltung nicht: „Das Klima ist nicht gegen die Wirtschaft.“ Klimaschutz sei vielmehr selbst ein wirtschaftlicher Faktor, der in Deutschland mit seinem Fokus auf den Maschinenbau optimal entwickelt werden kann. Aber, so Bellmann: „Bestimmte Dinge, an die wir uns so sehr gewöhnt haben, wird es bald nicht mehr geben.“ Das Verhalten jedes Einzelnen müsse sich ändern, etwa bei der Urlaubsplanung, bei Verkehrsgewohnheiten, vor allem im täglichen Leben.
Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, ist überzeugt, dass Klimaschutz und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten. „Was Wirtschaft nicht gebrauchen kann, ist fehlende Planungssicherheit.“ Ihm sei nicht schlüssig, wie Neuss sein Klimaziel bis 2035 erreichen will: „Wege und Maßnahmen sind nicht beschrieben.“
Für eine lebhafte Diskussion und teilweisen Widerspruch sorgte Jannik Berbalg, Begründer der Ortsgruppe Kleve von „Fridays for Future“. Ihm geht der Wandel nicht schnell genug. „Warum investieren wir auch 2020 noch in konventionelle Energien?“ fragt er und kündigt an: „Wenn der Kohlekompromiss (Anm. der Redaktion: Ausstieg aus klimaschädlichen Energieträgern bis 2038) so kommt, sind wir nicht dabei.“ Jürgen Steinmetz reagierte darauf: „Das passt mit meinem Verständnis von Demokratie nicht zusammen.“