Serie von Brandstiftungen in Neuss Zwölf Brände in einer Nacht – zwei Jugendliche festgenommen

Neuss · Zwei Jugendliche gelten als dringend tatverdächtig, in der Nacht zum Mittwoch an zwölf Stellen in der Innenstadt Feuer gelegt zu haben. Gebrannt haben Papier- und Wertstoff-Tonnen, auch zwei Gebäude wurden beschädigt.

Feuerwehr und Polizei waren in der Nacht zum Mittwoch im Dauereinsatz. Ursache war eine Serie von Mülltonnen-Bränden in der nördlichen Innenstadt, wie er sie, so Feuerwehrsprecher Christian Franke, in dieser Intensität noch nicht erlebt habe. Zwölf Brandorte zählten Polizei und Feuerwehr, und Ruhe trat erst wieder ein, nachdem um 3.46 Uhr zwei Jugendliche in unmittelbarer Nähe eines Einsatzortes festgenommen werden konnten.

Die 15 und 16 Jahre alten Neusser verbrachten den Rest der Nacht in Polizeigewahrsam. Sie gelten als dringend tatverdächtig, auch wenn sie nicht, wie Polizeisprecherin Claudia Suthor betont, auf frischer Tat ertappt wurden. Der Jüngere der beiden war bei der Polizei bereits aktenkundig, allerdings nicht wegen Brandstiftungen, sondern wegen Eigentums- und Drogendelikten.

Während die beiden Tatverdächtigen am Donnerstag noch auf ihre Vernehmung warteten, wurden sämtliche Brandorte, die in der Nacht beschlagnahmt worden waren, noch einmal von Beamten der Kripo in Augenschein genommen. Zwei Dinge waren zu klären: die Schadenshöhe, zumal auch die Fassaden der Deutsche-Bank-Filiale und des aktuell leer stehenden Süßwarengeschäfts der Firma Hussel durch Feuer beschädigt wurden.

Die viel wichtigere Frage aber war laut Polizeisprecherin Suthor, ob eine eindeutige Brandstiftung vorliegt oder „nur“ von einer Sachbeschädigung durch Feuer zu sprechen ist. Brandstiftung wiege strafrechtlich schwerer, erläutert sie – und scheint auch wahrscheinlicher. Denn die Polizei leitete noch in der Nacht ein Strafverfahren wegen schwerer Brandstiftung ein.

Gebrannt haben Altpapier-Sammelbehälter, gebündeltes Altpapier aber auch gelbe Verpackungsmüll-Tonnen. Die hatten die Anwohner im Quartier zwischen Marienkirchplatz, Salzstraße und Adolf-Flecken-Straße schon nachts am Straßenrand platziert, weil für Donnerstag die Müllabfuhr angekündigt war.

In der Abfall-Information der AWL steht zwar, dass die Tonnen vor sieben Uhr morgens bereitgestellt werden sollen, einen Vorwurf, dass sie schon die ganze Nacht draußen standen, werde man aber niemandem machen, stellt AWL-Sprecher Jürgen Scheer klar: „Da waren Kriminelle am Werk.“

Los ging die Brandserie um 1.13 Uhr an der Krefelder Straße. Danach sei es quasi im Zehn-Minuten-Takt weitergegangen, sagt Feuerwehrsprecher Franke. Einige Einsätze waren zeitgleich zu löschen, sodass ein weiteres Fahrzeug von der Wache Hammfelddamm ausrücken mussten, und in zwei Fällen musste der eingesetzte Trupp von einem gleich zum nächsten Brandort eilen. Der letzte Einsatz wurde um drei Uhr an der Königsstraße protokolliert.

„Das war eine sehr fordernde Nacht“, sagt Franke, auch wenn jeder einzelne Einsatz die Wehr vor keine größere Aufgabe stellte. Nur an den Orten, wo auch Gebäudefassaden in Mitleidenschaft gezogen wurden, nahm sich die Wehr mehr Zeit und suchte mit Wärmebildkameras nach möglicherweise versteckten Glutnestern.

Ein allerletztes Mal rückte die Feuerwehr um 4.13 Uhr zur Königsstraße aus – also nachdem die Tatverdächtigen bereits eingebuchtet werden konnten. Wahrscheinlich, erklärt Franke, hatte das Feuer dort zunächst nur länger geschwelt. „Anwohner alarmieren uns ja meist erst, wenn es richtig brennt.“